In einer Demokratie sei es notwendig, unterschiedliche Positionen kontrovers zu diskutieren, um zu Lösungen zu kommen, sagte die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, am Samstag nach einem Besuch der Flüchtlingsinitiative "Hoffnungsgrund" im schleswig-holsteinischen Sandesneben. Dabei müsse aber die Menschlichkeit im Mittelpunkt bleiben.
"In unseren Gesprächen mit Geflüchteten erfahren wir, wie sehr die derzeitige Debatte über Abschottung und Abschiebung Menschen, die bei uns leben, persönlich kränkt und verletzt", fügte die Hamburger Bischöfin hinzu.
Nach den Terrorangriffen von Solingen und Mannheim beobachte sie eine zunehmende Polarisierung: "Solche Verbrechen sind entsetzlich und müssen unbedingt verhindert werden. Es kann aber nicht sein, dass die Folie dschihadistischer Fanatiker auf alle gelegt werde, die bei uns Schutz suchen."
Bekenntnis zum Kirchenasyl
Allzu leicht würden Menschen einfach in Schubladen gesteckt, ergänzte die Bischöfin: "Schubladen macht man zu und dann bleibt es dunkel. Ich möchte, dass wir hinschauen. Auch auf die Probleme, vor allem aber auf die Chancen, die wir gemeinsam in unserem Land haben. Wir haben so viel zu teilen. Zu geben und zu nehmen."
Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende bekräftige auch noch einmal die Haltung der Kirchen zum Kirchenasyl: "Diese Jahrhunderte alte Tradition erinnert uns daran, barmherzig zu sein, mitmenschlich zu handeln, gefährdete, bedrohte, schwache Menschen zu schützen. Deshalb gewähren unsere Gemeinden in Härtefällen das Kirchenasyl - immer aus guten Gründen und nach sorgfältiger Prüfung. Davon werden wir nicht lassen."