"Katholisch zu sein und gleichzeitig AfD-Anhänger, das geht für mich nicht zusammen", sagte er in einem am Freitag online veröffentlichten Interview der "Süddeutschen Zeitung".
Bätzing zeigte sich erschüttert über den Aufwärtstrend der Partei, obwohl sie in mehreren Bundesländern bereits als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde vom Verfassungsschutz. Ihn erschrecke, dass die AfD 2024 bei drei Landtagswahlen im Osten Deutschlands die Chance habe, stärkste Kraft zu werden.
Bätzing richtete Grußworte an "Marsch für das Leben"
Bei vielen Menschen herrsche eine diffuse Angst und Orientierungslosigkeit, so Bätzing weiter. Hinzu komme ein mangelndes Vertrauen in die politischen Kräfte in der Demokratie: "Die Menschen sehnen sich nach einfachen Lösungen, die es aber nicht gibt. Das immer wieder zu verdeutlichen, ist eine gewaltige Aufgabe, und deswegen äußere ich mich auch immer wieder dazu, auch zu AfD-Sympathisanten in unserer Kirche."
Auf den Einwand, dass er gleichwohl ein Grußwort an den "Marsch für das Leben" geschickt habe, bei dem auch AfD-Anhänger mitlaufen, entgegnete der Bischof: "Wir teilen mit den Initiatoren des Marsches das Ziel, uns für den Schutz des menschlichen Lebens an dessen Anfang und Ende einzusetzen." Aber die Organisatoren müssten in Zukunft klarmachen, wer sich ihnen anschließen könne und wer nicht: "Und ich möchte kein alternatives Deutschland, ich möchte ein menschenfreundliches und demokratisches und rechtsstaatliches Deutschland."
Mehr Einsatz gegen Antisemitismus
Zudem ruft der Limburger Bischof zu mehr Einsatz im Kampf gegen Antisemitismus auf. "Ich glaube, wir müssen uns ehrlich eingestehen: Es reicht nicht, nur, wie in den vergangenen Jahren, Antisemitismus zu verurteilen. Wir müssen auch etwas dagegen tun", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Es braucht Bildungsinitiativen, die aufklären: Wie ist der Staat Israel entstanden, wie ist es um das Miteinander der Völker bestellt? Und: Es braucht Begegnungen."
Erschrocken zeigte sich Bätzing über die hohe Anzahl von antisemitischen Übergriffen seit dem Überfall der Hamas auf Israel. "Es gab keine Massenbewegung an Solidarität mit Israel, stattdessen ist offener Antisemitismus zutage getreten. Nicht nur in Teilen der muslimischen Gemeinschaft, auch in anderen Teilen der deutschen Gesellschaft." Bätzing fügte hinzu, Sorge bereite ihm allerdings auch eine wachsende Muslimfeindlichkeit.