"Ich kann mir das gut vorstellen, dass Frauen ins Weiheamt kommen, Diakoninnen wären ein erster Schritt", sagte der Limburger Bischof der in München erscheinenden Illustrierten "Bunte". Die Tradition, dass vorn immer ein Mann stehe, verfange nicht mehr, "das spüre ich in unseren Gemeinden. Wir brauchen die Kraft der Frauen. Und sollten ihnen alles zutrauen."
Auf die Frage, ob er es noch erleben werde, dass katholische Pfarrer heiraten dürften, meinte der 60-jährige Kirchenmann: "Ich wünsche es mir." Er persönlich habe Jesus nachfolgen wollen - "und der war nicht verheiratet". Das sei sein Ideal. "Aber ich kann mir natürlich verheiratete Priester vorstellen. Es würde die Kirche bereichern." Er kenne selbst verheiratete Priester aus den Ostkirchen, die sehr fähig seien. Priester sollten Ehe und Familie leben dürfen, das sei nicht unchristlich, so Bätzing. "Nur ungewohnt."
Als "okay" bezeichnete es Bätzing, wenn Männer Männer und Frauen Frauen liebten, vorausgesetzt, es geschehe in Treue und Verantwortung. "Das berührt nicht die Gottesbeziehung." Er garantiere, dass kein schwuler Mann wegen seiner Sexualität aus kirchlichen Diensten in seinem Bistum entlassen werde. Das gelte auch für eine lesbische Frau. "Keiner muss mehr Angst haben, seinen Job zu verlieren, wenn er seine persönliche Intimität lebt. Die geht mich nichts an."
Bätzing: Gott gönnt jedem einen neuen Anfang
Die katholische Kirche sollte nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mehr Verständnis für geschiedene Wiederverheiratete aufbringen. "Scheitern kann es immer geben. Und dann muss Neuanfang möglich sein", sagte der Limburger Bischof der in München erscheinenden Illustrierten "Bunte". Die Kirche sollte den Menschen dabei beistehen und ihnen nicht wie in der Vergangenheit Gewissensbisse bereiten: "Dafür muss ich mich im Namen der Kirche entschuldigen. Ich bin sicher: Gott gönnt jedem einen neuen Anfang."
In Bezug auf den Missbrauchsskandal erklärte Bätzing, in der Kirche schaue man auf eine Vergangenheit, "wo wir die Unschuldigen, die Schwachen eher nicht geschützt haben, das Ansehen der Institution war uns wichtiger". Nun aber müsse Licht ins Dunkel gebracht werden: "Alles muss auf den Tisch." Seinen Job sieht der Bischof nach eigenen Worten nicht als den schwersten an. "Den haben die Gläubigen, die sich jeden Tag sagen lassen müssen: "'Was, du bist noch in diesem, mit Verlaub, Verein?'" Sie könnten sich nicht wehren, deshalb gehe er auch für sie in die Arena zu Anne Will.
Die Tatsache, dass nur noch jeder Achte der Kirche vertraue, nannte Bätzing "desaströs". Im Theater sei die Krise oft der Wendepunkt, sie führe in die Tragödie oder in die Erneuerung. Er aber glaube daran, dass sich das Gute durchsetzen werde: "Aber ich muss dazu erst mal bei den Gläubigen für die Versäumnisse um Verzeihung bitten." Bätzing plädierte für eine Aufarbeitung der Missbrauchsfälle durch unabhängige Experten. Einen anderen Weg gebe es nicht. Zugleich sei er immer dazu bereit, mit Betroffenen zu sprechen: "Jeder aus meinem Bistum, der einen Termin bei mir haben will, kriegt ihn, das garantiere ich."
Bischof Bätzing: Ich koche leidenschaftlich gerne für Freunde
Bischof Georg Bätzing hat an seinem Bischofssitz in Limburg keine Ordensschwester, die ihn umsorgt. "Ich kaufe selbst ein, habe eine Hauswirtschafterin mit halber Stelle, die putzt und wäscht. Alles andere mache ich selbst", sagte der Limburger Bischof. Weiter verriet er, dass er "leidenschaftlich gerne für Freunde" koche. Auf die Frage, ob er ein "sinnliches Hobby" habe, antwortete Bätzing, dass er gerne Orgel und Klavier spiele. "Dafür taugt mein altes Yamaha-E-Piano in meiner Wohnung."
Angesprochen darauf, was für ihn Luxus sei, sagte der Bischof: "Mit Freunden in Urlaub zu fahren. Eine Woche Ligurien, eine Woche Südtirol. Berge und Meer." Er lebe einfach, sagte der Kirchenmann, "fahre einen Peugeot 308. Manchmal sogar in die Radarfalle."
Bätzing hatte 2016 in Limburg die Nachfolge von Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst angetreten. Dieser war im März 2014 zurückgetreten - nach dem Skandal um die Verschleierung der Kosten für seinen rund 31 Millionen Euro teuren Dienst- und Wohnsitz.
Der umgebaute Bischofssitz wird laut Bätzing inzwischen öffentlich genutzt für Ausstellungen, Vorträge und Feste. Aus der Kapelle würden Gottesdienste gestreamt. "Jeder kann rein. Dadurch hat es den Hauch des Skandalösen verloren." Manchmal würden allerdings Menschen klingeln und wollten die damals in die Schlagzeilen geratene Badewanne sehen. "Ich sage dann scherzhaft, tut mir leid, die ist aus dem Haus, die lassen wir gerade wieder neu vergolden", sagte der Bischof.