Bischof Bode mahnt bei Karneval zu Zurückhaltung

"Ängste und Sorgen auch hier bei uns"

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode mahnt mit Blick auf Rosenmontag und den Ukraine-Krieg zu Zurückhaltung. Es falle ihm schwer, sich in diesen Tagen ausgelassene Feiern vorzustellen.

Autor/in:
Paula Konersmann
Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg ( KNA )

"Angesichts des Leids, das der Angriff Russlands auf die Ukraine über die Menschen dort bringt, und auch angesichts der Ängste und Sorgen, die dieser Krieg auch hier bei uns auslöst, fällt es mir persönlich schwer, mir in diesen Tagen große, ausgelassene Karnevalsfeiern vorzustellen", sagte Bode der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Online-Ausgabe Sonntag).

Dies gelte "unabhängig davon, dass sich auch durch die Corona-Pandemie noch vieles verbietet, was vor Jahren bei uns üblich war."

Psychotherapeut: "Es gibt keinen Königsweg"

Unterdessen begrüßte der Psychologe und Karnevalsexperte Wolfgang Oesner die Kölner Pläne für eine Friedensdemonstration am Rosenmontag. Wie ursprünglich geplant ein Fest im Stadion stattfinden zu lassen, hätte für Bilder gesorgt, die "im übrigen Teil der Welt kaum zu verstehen gewesen wären", sagte Oelsner dem Kölner Portal DOMRADIO.DE.

Karneval sei jedoch "ein Ventil, mit den Emotionen anders, unverstellter umzugehen, als das sonst im Alltag ist. Das zu organisieren und dazu aufzurufen ist eine Möglichkeit, aus dieser Ohnmacht herauszukommen."

Hendrik Wüst / © Malte Krudewig (dpa)
Hendrik Wüst / © Malte Krudewig ( dpa )

Die Stadt rechnet nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeiger" mit rund 30.000 Teilnehmern bei der Friedensdemonstration in der Innenstadt, die das Festkomitee Kölner Karneval veranstaltet. 

Angemeldet sei ein Persiflagewagen mit ukrainischer Flagge; karnevalstypische Elemente wie Musik seien dagegen nicht geplant. 

Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kündigte in der Zeitung seine Teilnahme an. "Karneval ist mehr als Kamelle und Strüßje, Karneval steht für Gemeinschaft und Zusammenhalt", sagte er.

Gottesdienst in Kölner Agneskirche

Karnevalsforscher: Brauchtumszonen kein Widerspruch zum Narrentum

Karneval in sogenannten Brauchtumszonen zu feiern, stellt dem Karnevalsforscher Wolfgang Oelsner zufolge keinen Widerspruch dar. "Das Narrenspiel setzt zwar anarchische Impulse, ist aber auch vor der Pandemie schon ein Spiel innerhalb bestimmter Grenzen und ein Spiel auf Zeit gewesen", sagte der Psychologe am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um dieses Spiel zu ermöglichen, seien in diesem Jahr nun angepasste Spielregeln gefunden worden. "Nach dieser närrischen Zeit will man ja gesund und munter weiterleben."

Karnevalisten / © KarepaStock (shutterstock)

In der Kirche Sankt Agnes findet zudem ab 11.11 Uhr ein Gottesdienst statt, bei dem zwei Plastiken des Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly gezeigt werden.

Dabei werde "auch und gerade für die Menschen" gesungen, "die in diesem wahnsinnigen Krieg ihr Leben verlieren", betonen die Veranstalter: "Für sie brennen unsere Kerzen."

Oelsner erklärte, man sei nicht unsensibel, "wenn man im kleinen Kreis alles für einen Moment vergisst und gemeinsam etwas singt oder tanzt".

"Aufeinander achten und sich austauschen"

Menschen könnten empathisch sein, sich aber auch einmal ablenken oder Kraft sammeln. Wer nicht in Feierlaune sei, "der soll sich das nicht um Himmels Willen nicht abringen und meinen, er müsste eine Pseudo-Lustigkeit an den Tag legen".

Wichtig sei, aufeinander zu achten und sich auszutauschen, "nicht nur alleine grübeln". Es gehöre zum Leben dazu, mit widersprüchlichen Gefühlen umzugehen, betonte der Psychologe.

"Es kann auch in Friedenszeiten ein wunderbarer, toller, ausgelassener Karneval in der Region herrschen, aber am Tag davor ist der Opa gestorben." Z

ugleich sei "dieses Aufgesetzte und sich um jeden Preis von morgens bis abends irgendwo die Kante zu geben" auch in Friedenszeiten keine gute Feierkultur, so Oelsner: "Es ist gar keine Feierkultur."

Quelle:
DR , KNA