Bischof fordert nach Bootsunglück mehr Menschlichkeit ein

"Denkweise über Migrationsfragen verändern"

Auf dem Weg nach Großbritannien sind zwölf Migranten im Ärmelkanal ertrunken. Um solche Unfälle zu verhindern, hilft nach Einschätzung des französischen Bischofs Olivier Leborgne keine Abschreckung. Menschen seien verzweifelt.

Symbolbild Migranten / © Gareth Fuller (dpa)
Symbolbild Migranten / © Gareth Fuller ( dpa )

Nach dem Tod von zwölf Migranten im Ärmelkanal hat Olivier Leborgne, Bischof von Arras im Norden Frankreichs, mehr Menschlichkeit und internationale Gerechtigkeit gefordert.

"Ich habe es satt zu sehen, dass die Wiederholung solcher Tragödien nicht zu einer Veränderung unserer heutigen Denkweise über Migrationsfragen führt", sagte er der französischen Zeitung "La Croix" (Online, Mittwoch).

Abschreckende Maßnahmen halten nicht auf

Verzweifelte Männer und Frauen würden weiter versuchen, das Vereinigte Königreich zu erreichen, weil es ihnen wie das gelobtes Land erscheine, so der Bischof. Abschreckende Maßnahmen würden sie nicht aufhalten: Der Hafen von Calais sei gesichert. Auch würde es weniger Möglichkeiten geben, um den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. "Migranten versuchen deshalb, mit noch gefährlicheren Mitteln über die Grenze zu gelangen", sagte Leborgne.

Am Dienstag war ein Boot mit mehr als 60 Migranten an Bord auf dem Weg von Frankreich nach Großbritannien gekentert. Zwölf Menschen, die mehrheitlich Ostafrika kamen, starben; weitere wurden verletzt.

Kann ein Abkommen helfen?

Frankreichs amtierender Innenminister Gerald Darmanin forderte daraufhin ein umfassendes Migrationsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. Nach Angaben des britischen Innenministeriums kamen von Januar bis Ende August 2024 mehr als 20.000 Menschen in Booten über den Ärmelkanal.

Diese Forderung wollte Bischof Leborgne nicht beurteilen. Ein mögliches Abkommen könne dazu beitragen, "die Dinge ein wenig zu verbessern". Es würde aber nicht ausreichen. In Gesprächen mit afrikanischen Bischöfen habe er zudem großes Interesse vernommen, bei diesen Themen zusammen zu arbeiten. "Papst Franziskus legt großen Wert auf diese Dimensionen der Gerechtigkeit und der internationalen Solidarität, um diese Ströme zu stoppen."

EU und Italien wollen Migration stärker bekämpfen

Die EU und Italien haben einen Zehn-Punkte-Plan zur Bekämpfung der Migration über das Mittelmeer vorgelegt. Die steigenden Zahlen seien eine europäische Herausforderung, die europäische Lösungen erfordere, sagte die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einem gemeinsamen Besuch mit Italiens Premierministerin Giorgia Meloni auf der italienischen Insel Lampedusa. Der Plan solle eine koordinierte Antwort der italienischen und europäischen Behörden sein.

Symbolische europäische Grenze mit verschlossener Tür zu Europa / © Hieronymus Ukkel (shutterstock)
Symbolische europäische Grenze mit verschlossener Tür zu Europa / © Hieronymus Ukkel ( shutterstock )
Quelle:
KNA