"Wenn es in unserem Land auch nur die geringsten Anzeichen von Judenhass und Antisemitismus gibt, dann kann die Antwort, die wir als Christinnen und Christen geben, nur heißen: Nulltoleranz", erklärte er am Donnerstag in Münster. "Wer die Juden beschimpft, der beschimpft auch uns."
Nach den Worten Genns ist es wichtig, sich an die Vergangenheit zu erinnern und "allen Kräften zu wehren, die eine so unsagbare Schandtat wie die Schoah möglich machten". Es sei beschämend, was das deutsche Volk und viele andere dem jüdischen Volk im Laufe "der sich christlich nennenden Geschichte" angetan hätten. Dabei habe auch die Kirche im Laufe ihrer Geschichte "dunkle Seiten" gehabt.
Tiefe Wurzeln
Laut Genn wurzeln das Christentum und das Abendland im Judentum. Jesus sei "der exemplarische Israelit, und ich bin dankbar, dass ich durch ihn verwurzelt bin mit dem jüdischen Volk". Die Erinnerung führe zusammen an die tiefen Wurzeln, "aus denen das christliche Abendland entstanden ist, das bisweilen in unseren Tagen in einer Weise beschworen wird, die genau diesem Erbe entgegensteht".
Ausgelöst wurde die Debatte durch einen Vorgang an einer Berliner Grundschule, über den die "Berliner Zeitung" berichtet hatte. Demnach griffen dort muslimische Schüler ein jüdisches Mädchen an, "weil sie nicht an Allah glaubt". Zuvor habe ein Schüler auf die Angabe des Mädchens, dass sie Jüdin sei, das Wort "Jude" mehrfach in bedrohlichem Tonfall wiederholt. Das Mädchen sei außerdem schon einmal mit dem Tode bedroht worden.