Bischof Ipolt freut sich über Rückkehr der Zisterzienser

"Nur hoffnungsvolle und ermutigende Reaktionen"

Mönche im schwarz-weißen Kapuzengewand: Bald soll es im Kloster Neuzelle an der Oder wieder selbstverständlich sein. Im Interview erläutert der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt das von ihm angestoßene Projekt.

Bischof Wolfgang Ipolt im Portrait / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Wolfgang Ipolt im Portrait / © Harald Oppitz ( KNA )

KNA: Was bedeutet Ihnen Neuzelle?

Bischof Wolfgang Ipolt (Bischof von Görlitz): In Neuzelle war bis nach dem Ende der DDR ein Pastoralseminar, in dem angehende Priester auf ihren Beruf vorbereitet wurden. Kurz vor meiner Diakonen- und Priesterweihe habe auch ich dort rund eineinhalb Jahre gelebt. Von daher kenne ich diesen Ort sehr gut. Zwar wurde die pastorale Ausbildung der künftigen Priester 1993 nach Erfurt verlegt, dennoch bin ich in den Ferien immer wieder gerne nach Neuzelle gekommen.

Bischof Wolfgang Ipolt / © Sven Döring (KNA)
Bischof Wolfgang Ipolt / © Sven Döring ( KNA )

KNA: Wie kamen Sie dazu, die Zisterzienser zur Rückkehr nach Neuzelle einzuladen?

Ipolt: Seit ich Bischof des Bistums Görlitz geworden bin, liegt es mir besonders am Herzen, dass dieser Ort ein geistliches Zentrum für unsere Diözese wird. Schon meine Vorgänger haben mehrere Versuche unternommen, geistliche Gemeinschaften anzusiedeln, die leider nicht gelungen sind. Deswegen wollte ich das noch einmal versuchen.

Es gibt auch einen äußeren Grund dafür: Die Stiftung "Stift Neuzelle" will 2018 das 750-Jahr-Jubiläum der Klostergründung begehen. Das zu feiern, ohne Mönche hier zu haben, die beten und arbeiten, wäre doch fragwürdig. 2017 ist es zudem 200 Jahre her, dass Preußen das Kloster verstaatlicht und die Zisterzienser vertrieben hat. So gab es für mich mehrere Anlässe, die Initiative zu ergreifen und eine Einladung an das Stift Heiligenkreuz auszusprechen.

KNA: Es sollen acht Mönche nach Neuzelle kommen. Wann genau wird das Kloster wiedereröffnet?

Kloster Neuzelle / © Patrick Pleul (dpa)
Kloster Neuzelle / © Patrick Pleul ( dpa )

Ipolt: Ein konkretes Datum kann ich noch nicht nennen. Es sind jetzt wichtige Gespräche und Verhandlungen mit der Stiftung zu führen, da wir ja als katholische Kirche nicht mehr Eigentümer der Gebäude sind.

Ich gehe aber davon aus, dass es Mitte 2018 sein wird. Aber sicher werden bis dahin noch nicht alle Räume des Klosters fertig sein, denn da müssen noch Baufragen geklärt werden. Die Mönche sind auch offen dafür, in einer Übergangslösung zu beginnen.

KNA: Wie steht es um die Verhandlungen mit der Stiftung "Stift Neuzelle"?

Ipolt: Der Vorsitzenden des Stiftungsrats, Kulturministerin Martina Münch (SPD), habe ich deutlich gemacht, dass die Mönche das Kloster nicht wieder in Besitz nehmen wollen. Sie wollen nur Nutzer sein.

Derzeit wird ausgehandelt, wo die Mönche wohnen können und auf welche Weise sie das klösterliche Leben im Einvernehmen mit der Stiftung gestalten können. Da sind noch einige Hürden zu nehmen und Klärungen herbeizuführen.

KNA: Welche Aufgaben werden die Zisterzienser übernehmen?

Ipolt: Sie werden in Neuzelle und Eisenhüttenstadt die Pfarrseelsorge leisten. Eine weitere Aufgabe sollte der Religionsunterricht am Gymnasium und der katholischen integrativen Grundschule in Neuzelle sein. Ich hoffe, dass die Mönche einen kleinen Gästebetrieb für Besucher - auch für unsere kirchlichen Mitarbeiter - aufbauen, die einmal einige Tage in der Stille verbringen wollen. Das gehört einfach zur benediktinischen Lebensweise.

Ich denke, dass sie sich auch in touristische Angebote einbringen, also Konzerte in der Kirche organisieren, sich etwa an den Führungen beteiligen. Das Bildprogramm in der Stiftskirche in Neuzelle ist von hohem theologischem Gehalt, und da braucht es Leute, die das den Touristen fachkundig erklären. Mit der Zeit werden den Mönchen auch Aufgaben zuwachsen. Das liegt dann auch an den Begabungen und Interessen derer, die nach Neuzelle entsandt werden.

KNA: Inwieweit hat die Nähe zu Polen eine Rolle gespielt?

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )

Ipolt: Ich habe Abt Maximilian Heim von Heiligenkreuz eindringlich gebeten, einen Pater zu entsenden, der Polnisch spricht. Das hat er mir auch zugesagt, denn schon heute kommen viele Gruppen aus Polen nach Neuzelle. Das wird sicher noch verstärken, denn hinter der Grenze gibt es weit und breit kein Kloster.

KNA: Wie sehen es die Gläubigen im Bistum Görlitz?

Ipolt: Für sie ist es ein Aufbruch in einer Zeit, in der die Kirche sonst oft mit negativen Entwicklungen in Verbindung gebracht wird. 

KNA: Wer finanziert das Projekt?

Ipolt: Das ist eine schwierige Frage, die gerade geklärt werden muss. Es gibt für die Gebäude der Klosteranlage natürlich Verpflichtungen von Seiten des Landes, diese in Ordnung zu halten. Dennoch werden sich das Stift Heiligenkreuz und auch das Bistum Görlitz finanziell engagieren, da es ein kirchliches Interesse gibt, hier ein geistliches Zentrum zu begründen.

KNA: Rechnen Sie mit Widerständen von kirchenfernen Kreisen im Umland?

Ipolt: Dass Menschen das Vorhaben zunächst mit einer gewissen Distanz betrachten, dafür habe ich volles Verständnis. Viele Ostdeutsche können damit, was die Kirche tut oder sagt, wenig anfangen. Das Leben in einem Kloster ist für einen Brandenburger etwas Fremdes, das er höchstens aus Filmen kennt. Wenn wir als Kirche aber den noch Unsicheren und Fragenden Brücken bauen, dann glaube ich, werden die Widerstände kleiner werden und die Offenheit wird wachsen. Man wird den Mönchen in Neuzelle persönlich begegnen und ihnen Fragen stellen können. Ich hoffe und wünsche, dass sie dann auskunftsfähig sind, wenn Menschen kommen, die ihnen mit sehr großer Distanz begegnen. Das kann im besten Fall zu einer Berührung mit dem Evangelium werden. 

KNA: Wie kommt das Projekt außerhalb der Kirche an? 

Ipolt: Ich bin erstaunt, wie positiv unser Plan von der säkularen Presse aufgenommen worden ist. Es gab bisher nur hoffnungsvolle und ermutigende Berichte. Das stimmt mich zuversichtlich.

Das Interview führte Rocco Thiede.

Quelle:
KNA