Bischof Koch würdigt sorbischen Hitler-Gegner Andritzki

Wallfahrt nach Rosenthal

Tausende Katholiken aus Sachsen und Ost-Thüringen sind am Sonntag in den Wallfahrtsort Rosenthal gekommen. Im Mittelpunkt stand der 100. Geburtstag des seliggesprochenen sorbischen Priesters und Hitler-Gegners Alojs Andritzki.
 

Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Dresdner Bischof Heiner Koch würdigte Andritzki als "Zeitzeugen Gottes". Der christliche Glaube habe ihm "Richtung und Zuversicht auch in den schweren Stunden des Konzentrationslagers" gegeben. Sein Lebenszeugnis habe "keineswegs nur historischen Wert", betonte Koch. Es sei eine Orientierung auch für den Auftrag der Kirche im heutigen Bistum Dresden-Meißen.

Andritzki wurde am 2. Juli 1914 in Radibor geboren. Er gehörte der slawischsprachigen Volksgruppe der Sorben an, die im Osten Brandenburgs und Sachsen lebt. Wegen seiner christlich begründeten Kritik am Nationalsozialismus wurde er verhaftet und kam ins Konzentrationslager Dachau. Dort starb er 1943 nach einem Augenzeugenbericht durch eine Giftspritze. Der damalige Papst Benedikt XVI. sprach ihn 2011 selig und erhob ihn damit zum Glaubensvorbild.

Traditionsreiches Pilgerziel vor allem der katholischen Sorben

In Rosenthal befindet sich eine Marien-Wallfahrtsstätte, die bis Dezember 2006 und wieder von November 2009 bis Januar 2012 von Zisterziensern betreut wurde. Hier gibt es eine Quelle, deren Wasser heilende Kräfte für die Augen nachgesagt wird. Auf der Wallfahrtswiese finden jährlich mehrere Wallfahrten statt, unter anderem die des Bistums Dresden-Meißen. Ebenso hat die bundesweite Studentenwallfahrt der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden Rosenthal als Ziel.

Das Gnadenbild ist eine Lindenholzstatue, um 1480 entstanden. Maria ist mit Kind dargestellt, eine Besonderheit dabei ist die Birne, die das Jesuskind in der Hand hält. Die ersten Wallfahrten sind in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts nachweislich; nach der Kirchenspaltung trug der Wallfahrtsort zum Erhalt des katholischen Glaubens in der Umgebung wesentlich bei. Eine rasche Entwicklung erlebte Rosenthal seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Pilger aus der Ober- und Niederlausitz, Sachsen, Böhmen und auch einige Lutheraner suchten Hilfe bei Unserer Lieben Frau von Rosenthal. Nicht nur die Augen sollten durch die Fürsprache der Rosenthaler Madonna geheilt werden, sondern auch Unfruchtbarkeit.

Pater Xaverius Jacobus Ticinus SJ, ein sorbischer Jesuit, schrieb die Geschichte des Gnadenorts. Um die geistliche Betreuung des Orts entflammte ein Konflikt zwischen dem Zisterzienserinnenkloster Marienstern und dem Domstift Bautzen, es wurde in den 1730er-Jahren für die Zisterzienserinnen entschieden. Dann wurde die Wallfahrt vor allem durch die Zisterzienser aus Ossegg und Neuzelle betreut. Der Wallfahrtsort wird heute von den katholischen Sorben rege besucht.


Quelle:
KNA