Bischof Kohlgraf rechnet nicht mit Priesterinnen

Gegen Kirchenrecht

Der Mainzer Bischof Kohlgraf rechnet in seiner Amtszeit nicht damit, Frauen im Priesteramt zu sehen. Er selbst werde auch keine weihen, da es gegen Kirchenrecht verstoße. Würde er es dennoch tun, wäre er sein Amt los.

 Pastoralreferentin mit erhobenen Händen
 / © Harald Oppitz (KNA)
Pastoralreferentin mit erhobenen Händen / © Harald Oppitz ( KNA )
Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz / © Bert Bostelmann (KNA)
Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz / © Bert Bostelmann ( KNA )

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rechnet auf absehbare Zeit nicht mit Priesterinnen in der katholischen Kirche. "Ich glaube, dass ich es in meiner Amtszeit als Mainzer Bischof nicht mehr erleben werde", sagte Kohlgraf am Donnerstag in einem Interview in Mainz. Kohlgraf (55) könnte noch gut 20 Jahre im Amt sein, denn gewöhnlich bieten Bischöfe erst mit 75 ihren Rücktritt an.

Kohlgraf fügte hinzu: "Manchmal gehen Prozesse in der Kirche schneller, als sich manche das vorstellen können. Ich würde in der Kirche nie nie sagen. Wenn es gute Gründe gibt - und die gibt es wohl -, Frauen zu weihen, dann darf man das Thema nicht vom Tisch wischen."

Frauenweihe wäre "kirchenspalterisch"

Auf die Frage, warum kein deutscher Bischof sein Amt riskiere, indem er eine Frau zur Priesterin weihe, sagte er: "Das ist im Kirchenrecht eindeutig festgelegt: Würde ich eine Frau zur Priesterin weihen, wäre ich mit dieser Weihe mein Amt los und die Weihe würde nicht als gültig anerkannt." Das wäre "kirchenspalterisch", weil ein solcher Schritt gegen das Kirchenrecht verstoße. "Die Frau, die ich geweiht hätte, hätte auch nichts davon, weil sie exkommuniziert wäre und ihr Amt nicht ausüben dürfte. Wem wäre damit gedient?"

Änderung katholischer Sexualmoral

Netzwerk Diakonat der Frau

Beharrlichkeit führt zum Ziel - das scheint ein Leitmotiv des "Netzwerk Diakonat der Frau" zu sein. Bereits zum dritten Mal seit 1999 hat dieser Zusammenschluss aus bundesweit über 200 Einzelpersonen und 50 Initiativen zur Förderung des sakramentalen Diakonats der Frau einen Diakonatskreis organisiert, eine Fortbildung, mit der Frauen für diakonische Leitungsfunktionen qualifiziert werden sollen. Im Fokus des Netzwerks: Aufgabenbereiche und Weihe.

Pastoralreferentin - eine Frau im weißen liturgischen Gewand / © Harald Oppitz (KNA)
Pastoralreferentin - eine Frau im weißen liturgischen Gewand / © Harald Oppitz ( KNA )

Kohlgraf forderte beim Thema Homosexualität eine Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche - also des Lehrbuchs der katholischen Glaubens- und Sittenlehre. "Wenn ich Sexualität nur auf den Zeugungsakt konzentriere, ist das eine sehr verengte Sicht auf menschliche Sexualität", so Kohlgraf. Schätze man andere Dimensionen von Sexualität mehr wert, könne man nicht-heterosexuelle Veranlagungen und Lebensformen anerkennen, gerade auf Grundlage der humanwissenschaftlichen Erkenntnisse.

Update des Katechismus gefordert

Im Katechismus stehe auch, dass man diesen Menschen "mit Mitleid" begegnen müsse. "Das sollte raus", sagte Kohlgraf. Denn das sei eine Bewertung, die Menschen als defizitär beschreibe. "Vielleicht sollte man den ganzen Katechismus in seinem sittlich-moralischen Teil durchgehen", riet der Bischof. Papst Franziskus habe 2016 in seinem Schreiben "Amoris laetitia" (Freude der Liebe) Ehe und Sexualität mit positiven Formulierungen beschrieben. "Der Katechismus braucht ein entsprechendes 'Update'", so Kohlgraf.

Quelle:
KNA