Bischof Kohlgraf sieht Missverständnisse rund um Synodalität

Voneinander lernen

Vor der alt-katholischen Synode sprach sich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf für stärkere synodale Elemente auch in der römisch-katholischen Kirche aus. Für ihn ist Synodalität nicht nur Struktur, sondern viel mehr.

Bischof Peter Kohlgraf / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sieht das eigentliche Anliegen der Synodalität in der katholischen Kirche oft falsch verstanden. Er frage sich, warum der Begriff in der Kirche für viele negativ konnotiert sei, sagte er in einem Grußwort vor der Synode der alt-katholischen Kirche am Freitag in Mainz. 

Nach Kohlgrafs Ansicht hat Synodalität heute stark an Bedeutung gewonnen. Sie sei "nicht nur ein Konzept, sondern der Kern dessen, was Kirchen sein sollen und wie wir Christen sein wollen".

Missverständnis um Synodalen Weg in Deutschland

Die bisweilen in Rom vertretene Auffassung, es gehe in Deutschland beim Synodalen Weg nicht um Evangelisierung, sondern um Strukturen, sieht er als Missverständnis an. "Und wenn es nur um Strukturen ginge, würde sich niemand so aufregen", so Kohlgraf weiter. 

Nach seiner Ansicht wäre es angesichts der gesellschaftlichen Situation heute ein starkes Signal, wenn die Kirche glaubwürdig synodale Elemente anerkennen würde. Kohlgraf würdigte die alt-katholische Kirche und ihrer Art, Synodalität zu praktizieren: "In der Frage der Synodalität können wir voneinander lernen und uns gegenseitig bereichern."

Zusammenhang von Synodalität und Demokratie

Am Vortag hatte der alt-katholische Bischof Matthias Ring betont, dass Synodalität und Demokratie eng zusammenhängen und sich gegenseitig befruchten. "So wenig ich persönlich in einer Kirche leben möchte, in der einige wenige sagen, wo es lang geht, so wenig möchte ich in einem Staat leben, der so funktioniert. Es wäre für mich nicht nachvollziehbar, wenn Alt-Katholiken Synodalität bejahen und gleichzeitig zuschauen, wie das demokratische Gemeinwesen mutwillig ruiniert wird oder am Ende noch daran mitwirken – und sei es nur mit dem Wahlzettel", so Ring.

Synode des Bistums der Alt-Katholiken

Die Synode des Bistums der Alt-Katholiken ist das höchste beschlussfassende Gremium der alt-katholischen Kirche in Deutschland. Sie tagt von Donnerstag bis Sonntag in Mainz. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Befassung mit der alt-katholischen Identität und der Umgang mit Kirchenmitgliedern, die Mitglied einer gesichert rechtsextremistischen Partei oder Organisation sind. Ein Antrag sieht vor, solchen Mitgliedern die passiven synodalen Rechte zu entziehen.

Die alt-katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er-Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören knapp 16.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden.

Alt-katholische Kirchen

Die alt-katholischen Kirchen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltungen von der römisch-katholischen Kirche. Dieser Schritt geschah aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort wurde verbindlich die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet. Zudem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der Kirche fest. Die Alt-katholiken wollten sich von dem neuen Dogma absetzen, das sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen.

Ein altkatholischer Priester / © Harald Oppitz (KNA)
Ein altkatholischer Priester / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA