Bischof Kräutler erhält in Stockholm den Alternativen Nobelpreis

"Mein Preis ehrt auch Opfer und Mitstreiter"

"Amazonas-Bischof" Erwin Kräutler sieht die Verleihung des Alternativen Nobelpreises auch als Auszeichnung für die Opfer des Kampfs um Umwelt und Menschenrechte in Brasilien. Er akzeptiere den Right Livelihood Award im Namen all jener, die heute mit ihm kämpften, "für die indigenen Völker, für Amazonien und für Menschenrechte".

 (DR)

Das sagte der Bischof am Montag (06.12.2010) bei einer Pressekonferenz in Stockholm. "Ich akzeptiere ihn auch im Namen der Dutzenden von Menschen, die ihr Leben gegeben haben, deren Blut vergossen wurde und die brutal ermordet wurden, weil sie sich der systematisierten Zerstörung von Amazonien widersetzten."



Die Ehrung komme in einem Moment, in dem angesichts der bedrohlichen Entwicklungsprojekte in Amazonien der "Kampf für die indigenen Völker neue Dimensionen und größere Bedeutung erreicht", so Kräutler. Der aus Österreich stammende Bischof erhält den Alternativen Nobelpreis am Abend im schwedischen Parlament. Gemeinsam mit ihm werden der nigerianische Umweltaktivist Nnimmo Bassey, die nepalesische Organisation Sappros und ihr Gründer Shrikrishna Upadhyay sowie die israelische Ärztevereinigung Physicians for Human Rights (Mediziner für Menschenrechte) ausgezeichnet. Der Preis ist mit umgerechnet insgesamt knapp 220.000 Euro dotiert.



"Historische Klage in Ecuador"

Bassey sagte in Stockholm, angesichts der Tatsache, dass 60 Prozent der Erdölreserven der Welt bereits ausgeschöpft seien, sei es "erstaunlich zu beobachten, dass Entscheidungsträger glauben, sie könnten bis in alle Ewigkeit mit halbem Tank fahren". Während die Welt billige Energie suche, müsse jemand dafür bezahlen. Bei den fossilen Energien seien das "jene, auf deren Gebieten Öl gefunden wird, die zerstörte Umwelt und natürlich die globale Atmosphäre".



Um diesen "zerstörerischen und extrem ungerechten Trend umzukehren", habe er, Bassey, in der vergangenen Woche zusammen mit anderen eine "historische Klage vor dem Verfassungsgericht von Ecuador gegen BP und dessen Verbrechen gegen die Natur" eingereicht.



Zur Begründung der Preisverleihung hieß es im September, Kräutler, der Bischof der brasilianischen Prälatur Xingu ist, werde für seinen Einsatz zugunsten der indigenen Völker und "sein unermüdliches Engagement geehrt, den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren". Der Umweltaktivist Bassey erhalte den Preis "weil er die ökologischen und menschlichen Kosten der Ölforderung aufzeigt und mit seinem Einsatz Umweltbewegungen in Nigeria und der ganzen Welt stärkt".



Seit Jahrzehnten engagiert

Der aus Vorarlberg stammende Kräutler engagiert sich seit Jahrzehnten für den Schutz des brasilianischen Regenwaldes und die Rechte der dort lebenden Ureinwohner. 1965 ging er zunächst als Missionar an den Fluss Xingu. Seit 1981 leitet er die gleichnamige Prälatur. 1983 wurde er zum Präsidenten des Indianermissionsrates der Brasilianischen Bischofskonferenz CIMI ernannt. Dieses Amt übte er bis 1991 und wieder seit 2006 aus.



1987 setzte er sich als CIMI-Präsident bei der verfassungsbebenden Versammlung erfolgreich für die Verankerung der Rechte der Ureinwohner ein. Kräutler kritisiert die Bewilligung des Mega-Wasserkraftwerks Belo Monte im Amazonasgebiet durch Brasiliens Präsident Lula scharf und warnte unlängst vor einem "sozialen und ökologischen Chaos".



Der von dem deutsch-schwedischen Journalisten Jakob von Uexküll begründete Right Livelihood Award, der im deutschsprachigen Raum in der Regel als Alternativer Nobelpreis bezeichnet wird, wurde bislang an rund 140 Personen aus fast 60 Ländern verliehen, die beispielhaft auf die dringlichsten Herausforderungen der Menschheit antworten. Er wird seit 1980 vergeben.