Bischof Kräutler zu den Herausforderungen in Amazonien

Synode wirft lange Schatten voraus

Er will an die Ränder gehen. Auch deshalb hat Papst Franziskus für Oktober 2019 eine Amazonas-Synode einberufen. Riesige Gemeinden und wenige Priester sind dort ein Problem. Der frühere "Amazonas"-Bischof hätte eine Lösung parat.

Ordensbrüder in Brasilien / © Harald Oppitz (KNA)
Ordensbrüder in Brasilien / © Harald Oppitz ( KNA )

domradio.de: Sie waren von 1981 bis 2015 Bischof in der brasilianischen Diözese Xingu, seit Jahrzehnten setzen Sie sich für den Schutz des Amazonas ein. Der Priestermangel ist auch im Amazonasgebiet ein Thema. Auch aus dem Grund, da die Gemeinden oft so weit auseinander liegen, sodass selten ein Priester vorbeikommen kann. In Europa wird viel über die Möglichkeit der "viri probati", der "bewährten verheirateten Männer", diskutiert. Wie sieht das bei Ihnen aus? Wie gehen Sie damit um?

Bischof em. Erwin Kräutler (Sekretär der brasilianischen bischöflichen Kommission für Amazonien): Zunächst muss ich sagen, dass es nicht nur um den Priestermangel geht, sondern in erster Linie um die Eucharistiefeier. Rund 90 Prozent der Menschen können die Eucharistiefeier nicht regulär besuchen und für 70 Prozent der Leute gibt es die Eucharistiefeier nur zwei bis vier Mal im Jahr. Das ist für uns eine Herausforderung. Im Brennpunkt steht die Eucharistiefeier. Wir fragen uns, ob es nicht andere Möglichkeiten der Zulassung zum Weihe-Priestertum gibt, damit wir diese Sehnsucht der kleinen Gemeinden berücksichtigen können.

Da meine ich auch - wenn es um die neuen Wege der Evangelisierung in Amazonien geht -, dann wird das sicher bei der kommenden Synode ein Schwerpunkt werden. Die Bischöfe werden sich mit dem Papst überlegen müssen, was man tun kann, damit diese Menschen auch einen Zugang zur Eucharistiefeier haben und somit dem Gebot Jesu "Tut dies zu meinem Gedächtnis" Folge leisten können.

domradio.de: Haben Sie schon mögliche Lösungsansätze im Kopf?

Kräutler: Ich zitiere da den deutschen Bischof Fritz Lobbinger, der sehr lange in Afrika gewirkt hat, der von einem "Team of elders" spricht. Das sind nicht die alten Leute in einer Gemeinde, sondern drei erfahrene Leute, die der Eucharistiefeier vorstehen und dazu auch in ihrer jeweils eigenen Gemeinde die Weihe erhalten. Das wäre beispielsweise ein Zugang. Ich möchte nicht von den "viri probati" sprechen, denn damit wäre es sofort eingeengt.

domradio.de: Wie sehen denn die Reaktionen auf diesen Vorschlag aus? Denn in Europa ist dies ein Thema, das sehr viel Kritik aus konservativen Kreisen hervorruft.

Kräutler: Das kenne ich schon. Die Leute meinen immer, man sei gegen den Zölibat. Es geht aber nicht in erster Linie um den Zölibat, sondern um die Eucharistiefeier in den kleinen Gemeinden.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Bischof Erwin Kräutler vor Jesus Kreuz (KNA)
Bischof Erwin Kräutler vor Jesus Kreuz / ( KNA )

Indigener am Ufer des Rio Negro in Amazonien / © Thomas Milz (KNA)
Indigener am Ufer des Rio Negro in Amazonien / © Thomas Milz ( KNA )
Quelle:
DR
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