Bischof Meier diagnostiziert Gefühlskälte unter Jugendlichen

"Empathie erschreckend gering"

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sieht unter jungen Leuten viel Gefühlskälte. Erwachsene müssten dagegen etwas unternehmen, mahnte er. Eine Ursache dafür sieht Meier in den Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie.

Ein Schüler steht im Pausenhof einer Schule in Bonn am 25. November 2022. Neben ihm stehen Rucksäcke, die modernen Schulranzen / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schüler steht im Pausenhof einer Schule in Bonn am 25. November 2022. Neben ihm stehen Rucksäcke, die modernen Schulranzen / © Harald Oppitz ( KNA )

"Von einem Hauptkommissar, der regelmäßig Schulen zu Aufklärungsgesprächen und Gewaltprävention besucht, weiß ich, dass die Empathie bei Jugendlichen nach der Pandemie erschreckend gering ausgeprägt ist", so der Bischof laut Manuskript am Sonntag in der berühmten Wieskirche im oberbayerischen Steingaden.

Bischof Meier sieht in "Social distancing" Grund für Gefühlskälte

"Social distancing hat hier zu einer verheerenden Gefühlskälte geführt!" Dies dürfe Erwachsene nicht ungerührt lassen, gerade wenn sie in Politik und Kultur, in religiöser Erziehung und Wertevermittlung arbeiteten.

Bischof Bertram Meier / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Meier erklärte: "Wir beklagen, dass gerade im öffentlichen Raum die Aufmerksamkeit für das Wohl des anderen, die Zivilcourage, jemandem, der angegriffen wird, zu Hilfe zu kommen – vermutlich auch coronabedingt – abgenommen hat."

Krisen-Alltag sollte an Verantwortung füreinander erinnern

Und weiter: "Die politisch ernste Lage, unser krisengeschüttelter Alltag, von Energiekrise bis Inflation, diese komplexe Gemengelage sollte uns an die Verantwortung füreinander erinnern, besonders für diejenigen, deren Leben gerade erst begonnen hat oder in absehbarer Zeit zu Ende geht."

Der Bischof fügte hinzu: "Das stellvertretende Leiden Jesu, der unsere Sünden an das Holz des Kreuzes getragen und uns dadurch erlöst hat, birgt einen Auftrag für uns Christen. Gleichzeitig kann es Mahnung und Ermutigung für alle Menschen guten Willens sein, immer mehr Mensch zu werden, durch gelebte Mitmenschlichkeit."

Kunstgeschichtlich wertvolle Kirche seit 40 Jahren Welterbe

Der Bischof äußerte sich in einem Gottesdienst zu 40 Jahren Unesco-Welterbestätte Wieskirche. Die Kirche "Zum Gegeißelten Heiland auf der Wies" in Steingaden im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau zählt zu den bekanntesten und kunstgeschichtlich wertvollsten Gotteshäusern Deutschlands.

Die Wallfahrt zum dortigen Gnadenbild besteht seit 1739. Die heutige Kirche wurde zwischen 1745 und 1754 von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann erbaut. Jährlich besuchen das Gotteshaus rund eine Million Menschen.

Ein Viertel aller jungen Menschen sind laut einer Studie armutsgefährdet

Rund ein Viertel aller jungen Menschen unter 25 Jahren ist laut einer neuen Studie in Deutschland armutsgefährdet. Dadurch hätten die jungen Menschen schlechtere Entwicklungs- und Teilhabechancen, heißt es in der vorgestellten Untersuchung der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS). Die Studie trägt den Titel "Monitor Jugendarmut in Deutschland 2022".

Jugendarmut Symbolbild / © Ground Picture (shutterstock)
Jugendarmut Symbolbild / © Ground Picture ( shutterstock )
Quelle:
KNA