Bischof Meister nennt Umgang mit Kurschus "erbärmlich"

Unzureichende Krisenkommunikation

Landesbischof Ralf Meister hat der Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland vorgeworfen, Annette Kurschus nicht genügend den Rücken gestärkt zu haben. Die kirchliche Krisenkommunikation sei "vollkommen unzureichend" gewesen.

Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus / © Heike Lyding (epd)
Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus / © Heike Lyding ( epd )

"Das Verhalten der EKD-Synode und anderer kirchenleitender Akteure war erbärmlich", sagte Meister am Rande der hannoverschen Landessynode vor Journalisten am Mittwoch. Den Rücktritt an sich stellt er nicht infrage, bezeichnete aber die kirchliche Krisenkommunikation rund um das Ermittlungsverfahren in Siegen als "vollkommen unzureichend".

Auf dem Weg zu einer gnadenlosen Kirche?

"Wir sind auf dem Weg zu einer gnadenlosen Kirche", kritisierte Meister. Kurschus sei "von allen kirchenleitenden Personen im Stich gelassen" worden. Dabei habe sie als Ratsvorsitzende vor der EKD-Synode "einen sehr angemessen, sehr guten Bericht" vorgelegt.

Der leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland, Ralf Meister, am 11.11.2023 vor Journalisten in Ulm während der Tagung der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands / ©  Heike Lyding (epd)
Der leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland, Ralf Meister, am 11.11.2023 vor Journalisten in Ulm während der Tagung der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands / © Heike Lyding ( epd )

Dieser habe gezeigt, dass Kurschus ihrer Verantwortung im Zusammenhang von Vertuschungsvorwürfen gerecht geworden sei. "An ihrer Aufrichtigkeit habe ich keinerlei Zweifel. Ich persönlich behalte eine hohe Anerkennung für Annette Kurschus", betonte der Landesbischof.

Massiver Druck auf Kurschus

Die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus hatte am 20. November ihren Rücktritt erklärt. Hintergrund waren Vorwürfe, die 60-jährige Theologin sei nicht transparent mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt umgegangen, den die "Siegener Zeitung" unmittelbar vor der EKD-Synodentagung öffentlich gemacht hatte.

Dadurch war massiver Druck auf die westfälische Präses Kurschus entstanden, die den Beschuldigten aus früheren Tätigkeiten in Siegen sehr gut kennt.

Die Rücktrittserklärung von Annette Kurschus im Wortlaut

Annette Kurschus ist nicht mehr Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Mit sofortiger Wirkung trat die 60-jährige Theologin am 20. November 2023 von beiden Ämtern zurück. Der Evangelische Pressedienst (epd) dokumentiert nachfolgend den Wortlaut ihrer knapp achtminütigen Erklärung, die sie im Landeskirchenamt in Bielefeld abgab:

Annette Kurschus / © Harald Oppitz (KNA)
Annette Kurschus / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd