Der Passauer Bischof Stefan Oster schlägt in der Kreuz-Debatte einen versöhnlichen Ton an. "Ich freue mich über jedes Kreuz, das ich in Bayerns Ämtern, Behörden, staatlichen Stellen sehe", schreibt Oster am Dienstag auf seinem Blog. Über die politischen Motive hinter dem Erlass lasse sich freilich streiten. Er wolle dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) jedoch unterstellen, "dass er für das Land und seine Bewohner das Gute will".
Bischof Oster weist auf die Schnittstelle von Religion und Kultur in Deutschland hin: Es gebe weniges, das die europäische Gesellschaft so geprägt habe, wie das Christentum. "Christlich" versteht er im weitesten Sinne und für die meisten Menschen – ob gläubig oder nicht – als "gut".
Man kann das Kreuz nicht benutzen
Seit Wochen sorgt ein Erlass der bayerischen Landesregierung unter Söder (CSU) für Diskussionen, wonach ab 1. Juni ein Kreuz im Eingangsbereich aller Dienstgebäude des Freistaats hängen soll. Oster betonte, auch er verstehe das Kreuz als Zeichen der Erinnerung an Menschenwürde, Nächstenliebe und Toleranz, wie Söder den Beschluss erklärt hatte – "aber eben auch weiter und tiefer: Es steht auch für die Gottesliebe, für die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen, für den Sieg Jesu über Sünde und Tod, für den offenen Himmel, für die Gemeinschaft der Glaubenden, für das Zusammen von Himmel und Erde, von Menschheit und Gott, dem Vater aller Menschen".
Wo das Kreuz in erster Linie machtpolitisch instrumentalisiert werde, dort wende es sich am Ende gegen den Instrumentalisierer, betont Oster und erinert an Kreuzzüge, Religions- und Konfessionskriege. Ob sich Söders Vorhaben dort einreihen lässt, sagt er nicht.
Das Kreuz an der Wand soll erinnern
Wer das Kreuz ernst nehme, bemerke schnell, "dass es auch unbequem ist" und zu Demut, Gottes- und Nächstenliebe herausfordere, so der Bischof weiter. Das christliche Menschenbild, "der Mensch in seiner Würde und Freiheit, sollte Fundament allen politischen Handelns sein".
Das Kreuz könne "gerade in schwierigen Zeiten daran erinnern, dass das auch so bleiben soll", erklärt Oster. Wenn Politiker und Staatsbedienstete sich von dieser Haltung leiten ließen, sei dies "für unser Land sicher eher zum Segen als zum Schaden".