Entchristlichung trage zur Instabilität der Demokratie bei, sagte er im Interview der Woche im Deutschlandfunk. Länder mit funktionierenden Demokratien seien zumeist geprägt von "einer christlichen Kultur, die die Personenwürde und die Freiheit der Menschen achtet und auf Diskurs aufbaut".
Oster appellierte an die Politik in Berlin, "möglichst bald eine stabile Regierung" zu bilden. Vor allem in Europa-Fragen sei es "nicht gut, wenn wir zurzeit nicht so entscheidungsfähig sind". Er habe "nicht so wahnsinnig viel übrig für das Thema Minderheitenregierung". Der Bischof äußerte Verständnis für die Zurückhaltung der SPD. Zugleich betonte er: "Zugunsten des Landes ist es wichtig, dass wir eine stabile Regierung kriegen."
Umgang mit AfD und Grünen
Mit Blick auf das Verhältnis der katholischen Kirche zur AfD sagte Oster: "Das Verhältnis wird sich in jedem Fall entkrampfen." Die Bundestagswahl habe die politische Landschaft durcheinandergebracht.
Alle versuchten sich durch Abgrenzung zu profilieren. "Aber ich muss mit jedem Menschen sprechen können." Oster verwies auch auf das Verhältnis der Kirche zu den Grünen: "Das Tischtuch war zerschnitten.
Heute vertreten die Grünen immer noch ähnliche Positionen, zum Beispiel im Blick auf das Thema Lebensschutz. Und trotzdem sind sie voll etabliert in der Mitte der politischen Gesellschaft angekommen."
Blick auf die Jugendsynode
Angesichts der antisemitischen Demonstrationen auf deutschen Straßen, bei denen Israel-Flaggen brannten, sagte Oster: "Als Christinnen und Christen müssen wir mit aller Konsequenz auf der Seite unserer jüdischen Geschwister stehen; für uns ist jede Form des Antisemitismus gänzlich ausgeschlossen." Mit Blick auf die Jerusalem-Debatte forderte er die internationale Gemeinschaft dazu auf, Juden, Christen und Muslimen den Zugang zu den heiligen Stätten in Jerusalem zu ermöglichen.
Oster, der die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz leitet, sagte mit Blick auf die Jugend-Synode 2018 im Vatikan, die katholische Kirche habe ein "Kommunikationsdefizit". Sie könne von evangelischen Freikirchen lernen. Eine "nur liberal gewordene Kirche ohne Fundament des Evangeliums zieht am Ende niemanden mehr an."