"Der 'Synodale Weg' kann nur ein Weg der ganzen Kirche in Deutschland sein", sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Samstag in Münster. Der Prozess müsse eine breite Teilhabe ermöglichen und in verbindliche Ergebnisse münden. "Ohne Verbindlichkeit gibt es diesen Weg mit mir als Bischof nicht", unterstrich Overbeck. Er äußerte sich bei einer Fachtagung der Katholisch-Theologischen Fakultät.
Beschlüsse mit Zwei-Drittel-Mehrheit?
In den Beratungen müsse zudem ein anderer Stil des Umgangs entwickelt werden. "Wir brauchen ein diskursives Miteinander und ein Ringen um das bessere Argument", betonte der Bischof. "Die Kritik an der Kirche muss Gehör finden, damit es zu einem echten Kulturwandel kommt." Im Hinblick auf die Verbindlichkeit der Beschlüsse biete sich eine doppelte Zwei-Drittel-Mehrheit an. Um die kirchliche Lehre weiterzuentwickeln, brauche es auch "eine systematische Rezeption von sozial- und humanwissenschaftlichen Erkenntnissen."
Overbeck wandte sich gegen eine "Identitätssicherung nach innen" und eine "Vereinfachungs- und Vereindeutigungslogik", die vor allem die säkulare Außenwelt für die Krise der Kirche verantwortlich machen wolle. "Die alte Zeit ist zu Ende", mahnte der Bischof. "Wir sind in einer Krise und stehen an einer Zäsur, die vielleicht noch tiefer geht als die Reformation, am Anfang der Wirkung eines geistlichen und geschichtlichen Tsunamis." Wenn Kirche sich den gegenwärtigen Herausforderungen verweigere, drohe sie völlig belanglos zu werden. "Wir müssen Schneisen schlagen", so Overbeck.
ZdK-Chef Sternberg: "Tiefer Vertrauensverlust"
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sprach von einer "großen Unruhe und einem tiefen Vertrauensverlust" unter den deutschen Katholiken. "Viele sind enttäuscht über das Ausbleiben von Reformen." Es gebe in der Kirche "nicht nur ein Beschlussproblem, sondern auch eines der Umsetzung einmal erarbeiteter Beschlüsse", kritisierte Sternberg.
Den "Synodalen Weg" werde man nur dann beschreiten können, wenn es tragfähige Statuten und klare Beschreibungen der Ergebnisse gebe. Die Form für diesen Gesprächsprozess müsse noch gefunden werden. Auf das Einstimmigkeitsprinzip solle verzichtet werden, um wirkliche Beschlüsse zu ermöglichen, so Sternbergs Empfehlung.