Bischof Timmerevers sieht Synodalen Weg kritisch

"Nicht das Patentrezept"

Nach Ansicht des Dresdner Bischofs Heinrich Timmerevers ist der katholische Reformprozess in Deutschland "auf gutem Kurs, aber sicher nicht das Patentrezept" für die ganze Kirche. Zwar sehe er auch Vorteile, dennoch bleibe Skepsis.

Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf ( KNA )

"Ich stehe hinter dem Synodalen Weg, aber ich erlebe ihn auch als einen Prozess, bei dem wir lernen und teilweise auch nachbessern", sagte Timmerevers der Zeitung "Dresdner Neueste Nachrichten" (Dienstag). Dies werde er auch Papst Franziskus sagen, wenn er in den kommenden Tagen zu einer Privataudienz in den Vatikan reise.

Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf ( KNA )

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat.

In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.

Kirche solle "der Welt" dienen

"Es gibt dabei Fragen, die können wir vor Ort entscheiden, und es gibt Fragen, die müssen in der Weltkirche entschieden werden", betonte Timmerevers. "Zugleich müssen wir bei allen notwendigen Veränderungen aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr um uns selbst drehen.

Kirche soll ja schließlich der Welt dienen. Aber ich komme in den Vatikan nicht mit fertigen Konzepten, sondern mit dem offenen Ohr und dem erfüllten Herz."

 Dritte Synodalversammlung
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Dritte Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Darüber hinaus wolle er mit dem Papst auch die vor allem in Sachsen spürbare zunehmende Spaltung der Gesellschaft thematisieren. "Viele Menschen, die demonstrieren, nehme ich vor allem als verunsichert wahr. Man kann sich dann in eine Sehnsucht nach einer Vergangenheit, die es so nie gab, flüchten. Oder überlegen, wie man sein Leben angesichts der Veränderungen gestalten will", so Timmerevers.

Er sei "fest davon überzeugt, dass unsere religiösen Wurzeln und das daraus erwachsende Verständnis vom Menschen dafür eine gewaltige Chance bieten. Wir müssen keine Angst vor Spannungen in der Gesellschaft haben, wenn Menschen mutig von der Zukunft träumen. Wir brauchen Friedensstifter statt Feuerteufel."

Auch das Thema sexueller Missbrauch und der Umgang damit in der Kirche wird demnach Thema bei der Audienz sein. Er wolle dem Papst schildern, "wie groß die Enttäuschung der Menschen über den Umgang der Kirche mit dem sexuellen Missbrauch ist - und wie hoch der Bedarf ist, hierfür auch Strukturen auf den Prüfstand zu stellen", kündigte der Bischof an.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA