Ein kirchliches Nicht-Nein zur Ehe von Homosexuellen: Der katholische Bischof von Parramatta in Australien, Vincent Long Van Nguyen, hat die Gläubigen seiner Diözese zu einer echten Gewissensprüfung aufgefordert.
Die Kirche müsse die Zeichen der Zeit wahrnehmen, schreibt Long in einem Hirtenbrief zur staatlichen Befragung zur Einführung der "Homo-Ehe". Auch die Einführung der zivilrechtlichen Scheidung in Australien habe die katholische Lehre damals nicht erschüttert.
Homo-Ehe für viele Menschen "zutiefst persönliche" Frage
Long betont, er stehe zur kirchlichen Lehre, dass die Ehe eine Verbindung von Mann und Frau sei. Er erinnerte aber auch an das Versprechen, das er bei seinem Amtsantritt 2016 gegeben habe: Er stehe für eine Kirche, die "weniger eine Erfahrung von Ausgeschlossensein vermittelt als vielmehr eine Begegnung mit radikaler Liebe, Inklusion und Solidarität".
Homosexuelle hätten sich in der Kirche oft genug nicht willkommen fühlen können, betonte Long. Für viele Menschen sei die Frage der "Homo-Ehe" eben nicht nur theoretisch, sondern "zutiefst persönlich".
Nicht mit simplen Ja oder Nein antworten
In Familien und Freundeskreisen konkurrierten die tiefen Gefühle für nahe Angehörige mit der Liebe zur Kirche und ihrer Lehre. Er wolle daher die Christen ermuntern, die Umfrage der Regierung nicht mit einem simplen Ja oder Nein zu beantworten, sondern das eigene Gewissen daraufhin zu prüfen, was christlich sei und was der Heilige Geist zu den Erfordernissen der Zeit sage.
Die Australier sollen in einer postalischen Umfrage bis Mitte November ein Meinungsbild über die mögliche Einführung der "Homo-Ehe" abgeben. Die Kirche ist in der Frage gespalten.
Der 55-jährige Long ist ein bunter Punkt in der Australischen Bischofskonferenz. Papst Franziskus ernannte den gebürtigen Vietnamesen und Franziskaner 2016 zum Bischof von Parramatta. 1961 in Dong Nai geboren, kam er mit 19 Jahren als Bootsflüchtling nach Australien.
Kritik an hierarchischen Strukturen
Vor der australischen Missbrauchskommission erklärte Long kürzlich, als junger Mann selbst Opfer von sexuellem Missbrauch durch einen Priester geworden zu sein. Der Übergriff habe sich kurz nach seiner Ankunft aus Vietnam ereignet.
Der Bischof kritisierte damals auch hierarchische Strukturen in der Kirche. Titel, Privilegien und die "institutionelle Dynamik" seien ein Nährboden für "klerikale Überlegenheit und Elitedenken".
Laien hätten "kein nennenswertes Mitspracherecht" bei der Ernennung, Aufsicht und Entlassung eines Priesters. Ändern müsse sich auch die Marginalisierung von Frauen.