Wie das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" am Donnerstag in München mitteilte, berichtete der Kirchenmann von schrecklichen Erlebnissen, die auch ihn traumatisierten. So habe er ein kleines Mädchen von etwa fünf Jahren erlebt, "das wie versteinert vor der Leiche eines geliebten Menschen auf der Straße stand und sich nicht bewegen konnte".
Zehn Wochen nach Beginn der russischen Invasion konzentrierten sich die Angriffe zunehmend auf den Osten und Süden des Landes.
Große Zerstörung
Nach dem Beschuss eines Wohnviertels besichtigte der Bischof die Schäden und erklärte - mit Helm und kugelsicherer Weste über seiner Soutane - in einer Videobotschaft an "Kirche in Not": "Die Siedlung hier war einst eines der bevölkerungsreichsten Viertel von Charkiw. Jetzt ist hier alles zerstört. Die Menschen haben sich in dunklen, feuchten Kellern verschanzt."
Weiter erkärte Honcharuk: "Wir beten zu Gott, dass er uns beschützt und dass alles ein Ende findet. Es wird geschossen; wir hören die ganze Zeit Explosionen."
Rund um die Uhr im Einsatz
Honcharuk leitet den Angaben zufolge seit zwei Jahren das Bistum Charkiw-Saporischschja. Obwohl die römisch-katholische Kirche eine kleine Minderheit bilde, seien der Bischof und seine Mitarbeiter seit Kriegsbeginn rund um die Uhr für die Bevölkerung im Einsatz: "Wir versuchen jeden Tag, die Menschen in den Bunkern mit humanitärer Hilfe zu erreichen."
Man belade Fahrzeuge, fahre durch die scheinbar menschenleere und völlig zerstörte Stadt und spreche mit den Menschen, tröste sie, nehme Beichten ab. Die Situation sei zermürbend und "unglaublich anstrengend, körperlich und vor allem geistig".
In seinem Bischofshaus hatte Honcharuk zu Beginn des Krieges Flüchtlinge aufgenommen, darunter auch einen Bischof der orthodoxen Kirche der Ukraine. Nachdem Anfang März ein Geschoss das Dach seines Bischofshauses getroffen habe, sei mittlerweile auch die Kathedrale in Mitleidenschaft gezogen.
Kirchen kein sicherer Zufluchtsort mehr
Gebetet werde nun in einer kleinen Kapelle, Teile des Kirchenraums würden als Lager für Hilfsgüter verwendet. Kirchen seien längst kein sicherer Zufluchtsort mehr, erklärte der Bischof. Sakralbauten würden genauso wenig verschont wie andere zivile Ziele.