"Jede Verweigerung von Liebe und Zuwendung, jede Form von Unterdrückung und Ausgrenzung, von Rassismus und Diskriminierung ist ein eklatanter Widerspruch zu unserem Glauben an den Gott, dessen innerstes Wesen Liebe ist", sagte Wiesemann laut Mitteilung der Evangelischen Kirche der Pfalz von Montag bei einem ökumenischen Gottesdienst.
Kirche trägt Mitschuld
Der katholische Bischof sagte demnach, dass Kirchen in der Vergangenheit dazu beigetragen hätten, Rassismus mit der Bibel zu rechtfertigen. Menschen seien wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung, ihrer sozialen Stellung oder einer Behinderung ausgegrenzt und benachteiligt worden.
Oft sei die Kirche schuldig geworden, "indem wir geschwiegen oder gar mitgemacht haben", sagte Wiesemann. Auch heute noch würden Menschen in den Kirchen Diskriminierung erleben - offen und versteckt.
An Vorbildern orientieren
Wiesemann rief dazu auf, sich an Leitfiguren zu orientieren, die sich für Menschenwürde einsetzten, darunter der US-amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King (1929-1968) sowie die 1998 heiliggesprochene katholische Ordensfrau, Philosophin und Frauenrechtlerin Edith Stein (1891-1942).
Wie diese beiden sollten alle Christen an einer Gesellschaft arbeiten, "in der Unrecht gegenüber Menschen und Diskriminierung von Menschengruppen klar beim Namen genannt werden, und in der Unterschiedlichkeit und Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Chance und Bereicherung gesehen werden".
Beunruhigung über Lage in Deutschland
Ihn beunruhige, dass auch in Deutschland immer stärker Sorgen der Menschen ausgenutzt würden, "um Misstrauen zu säen, Menschen gegeneinander aufzuhetzen und so die Gesellschaft zu spalten", sagte Wiesemann weiter.
Den ökumenischen Gottesdienst feierten das Bistum Speyer, die Evangelische Kirche der Pfalz, die Mennoniten und die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in der Speyerer Gedächtniskirche zusammen - im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen.