Bischof wirft Westen Untätigkeit vor

"Ein zweiter Genozid an syrischen Christen"

Der syrisch-orthodoxe Patriarchalvikar für Jerusalem und Jordanien, Bischof Severios Malke Mourad, hat westlichen Politikern vorgeworfen, syrische Christen nicht genug zu schützen. Er sagte, in Syrien werde ein Genozid an Christen verübt.

Christen in Syrien bedroht (KNA)
Christen in Syrien bedroht / ( KNA )

Bischof Severios Malke Mourad sagte, 100 Jahre nach dem Genozid an armenischen und assyrischen Christen im ottomanischen Reich ereigne sich in Syrien der zweite Genozid an syrischen Christen. Nach seinen Informationen seien bei den jüngsten Angriffen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf nordsyrische christliche Dörfer zwischen drei- und vierhundert Christen entführt worden, erklärte der Bischof gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Insbesondere das christliche Dorf Tell Tamer sei wegen seiner Grenznähe von strategischer Bedeutung für die IS-Terroristen, da es ihnen die Waffenzufuhr über die Türkei ermögliche. Auch im Irak seien die syrischen Christen von der Vertreibung und Verfolgung durch die Islamisten betroffen.

Christen in Syrien "zwischen allen Stühlen"

Obwohl im Gegensatz zum Genozid von 1915 die ganze Welt über die Geschehnisse in Syrien informiert sei, verfolge der Westen seine eigenen Interessen und tue wenig zum Schutz der betroffenen Christen, so Severios. Er kritisierte, dass sich westliche Politiker gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad stellten, während die syrischen Christen hinter Assad stünden. Dies bringe die Christen in eine schwierige Lage "zwischen allen Stühlen". Während in den von der Regierung kontrollierten Gebieten die christlichen Stätten weiterhin intakt seien, komme es in Rebellengebieten zu schweren Zerstörungen.

Von den im April 2013 in Syrien entführten Bischöfen, dem griechisch-orthdoxen Erzbischof Boulos Yazigi und dem syrischen Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, fehlt nach Aussage von Bischof Severios weiterhin jede Spur. Man habe weder Lösegeldforderungen erhalten noch sonst Informationen über das Schicksal der beiden Geistlichen.

Medien berichten von Hinrichtungen

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hatte in den vergangenen Tagen mehrere Dörfer in der Provinz Hassaka im Nordosten Syriens angegriffen. Dabei sollen mehrere hundert assyrische Christen verschleppt worden sein. Nach unbestätigten Medienberichten sollen die Islamisten mindestens 15 der Entführten hingerichtet haben. Der UN-Sicherheitsrat hatte vor einem Jahr ein Ende der Angriffe auf Zivilisten der Belagerung syrischer Städte verlangt.

Die syrisch-orthodoxe Kirche, in der bis heute die aramäische Muttersprache Jesu verwendet wird, zählt zu den ältesten Kirchen weltweit. In Deutschland gehören zu ihr nach eigenen Angaben rund 100.000 Gläubige in 60 Gemeinden. Geleitet wird das Patriarchalvikariat seit Dezember 2012 von Erzbischof Mattias Nayis, der seinen Sitz im Kloster St. Jakob von Sarug in Warburg hat.

 


Quelle:
KNA