Bischofskonferenz beklagt Fehlinterpretationen ihrer Agrarstudie

Debatte um Expertenpapier

Ein Expertenpapier der Deutschen Bischofskonferenz zur Landwirtschaft sorgt für Empörung, unter anderem auch im eigenen Haus. Das Papier sorgt für Aufregung bei Bauern und Politikern. Die Verantwortlichen reagieren.

Autor/in:
Barbara Just
Symbolbild Landwirt bewässert ein Feld / © Fotokostic (shutterstock)
Symbolbild Landwirt bewässert ein Feld / © Fotokostic ( shutterstock )

Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer distanzierte sich in dieser Woche davon. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx verwies darauf, dass eine Sachverständigengruppe den Text erstellt habe und es sich nicht um eine Positionierung der deutschen Bischöfe handle.

Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl (KNA)
Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl ( KNA )

Ein Sprecher der Bischofskonferenz sagte am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Reaktionen erklärten sich dadurch, dass das Dokument verkürzt und fehlinterpretiert worden sei. Die Kritik, die Studie stelle die Bauern unter Generalverdacht, treffe nicht zu; auch werde den Landwirten nicht die Verantwortung für Fehlentwicklungen zugeschoben. 

Stattdessen werde mehrfach unterstrichen, dass das Thema gesamtgesellschaftlich anzugehen sei. So sollten politische Rahmenbedingungen gemeinwohlorientiert gestaltet und ein gesellschaftlicher Bewusstseinswandel herbeigeführt werden.

Auseinandersetzung willkommen

Das 70 Seiten umfassende Papier mit dem Titel "Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung" ist laut dem Sprecher ein wissenschaftlicher Beitrag. Dieser solle zur Debatte über ein Zukunftsthema einladen, die in Politik, Gesellschaft und Kirche geführt werden müsse. Eine Auseinandersetzung mit den Analysen und Vorschlägen der Wissenschaftler sei willkommen.

Beschrieben wird darin den Angaben zufolge das Spannungsfeld, in dem Landwirte sich befinden: Sie sollen gute Lebensmittel produzieren, die Landwirtschaft pflegen, die natürlichen Ressourcen erhalten und gleichzeitig einen angemessenen Lebensunterhalt für sich und ihre Familien erwirtschaften. Ihnen gebühre mehr gesellschaftliche Anerkennung für die zentralen Aufgaben, die sie wahrnähmen, und darüber hinaus die finanzielle Honorierung ihrer landschafts- und umweltpflegenden Leistungen. Subventionen sollten der Studie zufolge nicht abgeschafft, sondern umgelenkt werden.

Voneinander lernen

Ökologische und konventionelle Landwirtschaft sollen nach Auffassung der Sachverständigengruppe nicht als unvereinbarer Gegensatz begriffen werden. Auch sei es nicht zielführend, den Gegensatz von kleinbäuerlichen und großindustriellen Betrieben zu betonen. Vielmehr sei es Aufgabe aller Akteure, in Zukunft standortgerechter und nachhaltiger zu wirtschaften, voneinander zu lernen und miteinander zu kooperieren.

Bereits in dieser Woche waren der Münchner Wirtschaftsethiker Johannes Wallacher, der der Expertengruppe angehört, sowie weitere Vertreter von Kirche und Landwirtschaft zu Gesprächen über das Papier zusammengekommen. Sie waren sich einig, dass die Debatte versachlicht werden müssen. Bisher seien die Inhalte verzerrt wiedergegeben worden. Der Dialog solle fortgesetzt werden. Bayerns Landesbäuerin Christine Singer hatte gegenüber Kardinal Marx deutlich gemacht, die Bauern hätten sich eine bessere Kommunikation gewünscht und wollten bei solchen Themen in Zukunft besser mitgenommen werden.

Achtung der Unversehrtheit der Schöpfung im Katechismus

Das siebte Gebot verlangt auch, die Unversehrtheit der Schöpfung zu achten. Tiere, Pflanzen und leblose Wesen sind von Natur aus zum gemeinsamen Wohl der Menschheit von gestern, heute und morgen bestimmt [Vgl. Gen 1,28-31]. Die Bodenschätze, die Pflanzen und die Tiere der Welt dürfen nicht ohne Rücksicht auf sittliche Forderungen genutzt werden.

Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind (shutterstock)
Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind ( shutterstock )
Quelle:
KNA