Der nationale Geheimdienst erklärte, die Gerichtsentscheidungen hätten zur Rückkehr von ukrainischen Soldaten aus der russischen Kriegsgefangenschaft beigetragen. Denn zwei Geistliche, die in der Ukraine zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt wurden, habe man gegen in Russland inhaftierte ukrainische Kämpfer ausgetauscht.
Im Zuge eines Gefangenenaustausches kam demnach etwa ein ukrainischer Priester aus der Region Luhansk im Nordosten des Landes frei. Er soll den russischen Besatzern ukrainische Widerstandskämpfer gemeldet haben. Ein ukrainisches Gericht hatte im Dezember als Strafe zwölf Jahre Gefängnis angeordnet.
Verfahren gegen Geistliche der ukrainisch-orthodoxen Kirche
Zuletzt verurteilte im August ein Gericht in Winnyzja den Metropoliten von Tultschyn, Ionafan (Jeletskich), zu fünf Jahren Haft. Er soll unter anderem mit Flugblättern für einen Umsturz geworben und auf einer Kirchenwebsite die russischen Angreifer unterstützt haben. Die Kleinstadt Tultschyn liegt in der Westukraine nahe der Grenze zur Republik Moldau.
Seit dem russischen Angriff im Februar 2022 eröffnete der ukrainische Geheimdienst nach eigenen Angaben 68 Strafverfahren gegen Geistliche der ukrainisch-orthodoxen Kirche. 14 davon richteten sich gegen Metropoliten, wie es hieß. In 20 Fällen laute der Vorwurf Hochverrat oder Kollaboration mit Russland. Es gebe aber auch Ermittlungen wegen mutmaßlichen Verkaufs von Schusswaffen und Vertriebs von Kinderpornografie.
UOK protestiert gegen Gerichtsentscheidungen
Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) unterstand bis Mai 2022 dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., sagte sich dann aber von der russisch-orthodoxen Kirche los. Grund der einseitig erklärten Abspaltung ist die Unterstützung des Patriarchen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die UOK wirft der ukrainischen Staatsführung vor, sie zu diskriminieren. Auch gegen mehrere Gerichtsentscheidungen protestierte sie.
Die Regierung in Kiew ergreift seit Jahren Partei für die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Sie wurde Ende 2018 mit Hilfe des orthodoxen Ehrenoberhaupts, des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios I., gegründet.