"Wir laden grundsätzlich alle, die sich mit Sorgen an uns wenden, zu Gesprächen ein", sagte Generalvikar Thorsten Aymanns am Montag im Interview des Internetportals katholisch.de.
"Allerdings überrascht mich gelegentlich die Schärfe der Kritik an den territorialen Zuschnitten, da diese Vorschläge unter Einbindung sämtlicher Gremien vor Ort erarbeitet wurden."
Anfang Februar waren zwei Briefe an den Vatikan bekannt geworden, in dem sich Kritiker gegen die Reformen wenden. Mit "XXL-Großpfarreien" entstünden reine technokratische Verwaltungseinheiten. "Und die für das Seelenheil der Menschen allein wichtige Pastoral würde ohne Not und Grund zerstört", so die Verfasser der Briefe.
Rückläufige Zahlen von Geistlichen und Katholiken
Hintergrund sind Pläne, angesichts der rückläufigen Zahlen von Geistlichen und Katholiken die Zahl der Pfarreien im Bistum von derzeit 326 bis Anfang 2028 auf acht zu reduzieren. Einen Zwischenschritt bildet die geplante Einrichtung von 44 "Pastoralen Räumen" bis spätestens Januar 2025. Diesen Prozess hatte Aachens Bischof Helmut Dieser mit einem Dekret zum Jahreswechsel in Gang gesetzt.
"Es ist ganz normal, dass sich in derlei komplexen Veränderungsprozessen immer wieder auch kritische Stimmen mischen", so Aymanns. Er habe aber nicht den Eindruck, dass die Einwände flächendeckend aus dem ganzen Bistum kämen.
Generalvikar Aymanns verteidigte die Pläne. Die Kirche komme aus einer kleinteiligen Sozialstruktur, die um ein Dorf oder einen Stadtteil herum orientiert gewesen sei. Gottesdienste oder soziales Engagement würden aber nicht mehr an jedem Ort und in jedem Stadtteil möglich sein.
"Bleiben wir realistisch", so der Generalvikar. Die Bedürfnisse und die Lebensbezüge von Menschen hätten sich zudem fundamental gewandelt. "Menschen verorten sich zwar auch lokal, bewegen sich aber durch unterschiedliche Sozialräume."
Die Seelsorge-Strategie zielt laut Aymanns darauf, die Bedürfnisse von drei Gruppen zu berücksichtigen: neben den klassisch kirchlich gebundenen Katholiken auch diejenigen, die von der Kirche eher Dienstleistungen wie einen Kita-Platz erwarten, sowie Personen, die nach Sinn suchen. "Vielleicht finden sie in unserem klassischen Gottesdienstangebot nicht die richtigen Antworten. Deshalb bieten wir ihnen andere Andockstellen."
Als Beispiele nannte der Generalvikar Kitas, Seniorenkreise oder Eheberatungsstellen. "Auch ein digitaler Raum kann ein Ort von Kirche sein", so Aymanns. "Wir nehmen die Bedürfnisse der Menschen in den Blick, nicht die der Institution."