Im März und April werden in zehn Städten des Ruhrgebiets, des märkischen Sauerlandes und des Ennepe-Ruhr-Kreises Mitglieder der Bistumsleitung Stellung zu der Studie und den Empfehlungen beziehen und mit den Besuchern ins Gespräch kommen, wie das Generalvikariat des Ruhrbistums am Dienstag in Essen mitteilte.
Die Info-Veranstaltungen beginnen am 21. März in Bottrop. Weitere Stationen sind Duisburg, Oberhausen, Essen, Hattingen/Schwelm, Altena/Lüdenscheid, Gelsenkirchen, Mülheim an der Ruhr und Gladbeck. Letzte Station ist Bochum am 20. April. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldungen sind nicht notwendig.
Fehlender Aufklärungswille hatte schwere Folgen
Laut der vom Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) vorgelegten Studie hat es der fehlende Aufklärungswille im Bistum den Tatverdächtigen bis zum Jahr 2010 ermöglicht, teilweise jahrzehntelang weiter sexualisierte Gewalt auszuüben. Beschuldigte Kleriker seien über Jahrzehnte lediglich auf andere Dienststellen versetzt worden, teilweise auch in andere Bistümer, hieß es.
Bis 2010 hatte es laut der Studie zudem keine Bemühungen seitens des Bistums gegeben, Betroffene zu unterstützen oder zu begleiten. Der Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck kündigte an, den Umgang mit Missbrauchs-Opfern und die Prävention weiter zu verbessern.
Die Dunkelziffer ist hoch
Insgesamt gibt es laut aktuellen Zahlen des Bistums seit 1958 rund 200 Beschuldigte. Zudem liegen mehr als 400 Meldungen von Verdachtsfällen vor. Die meisten Taten ereigneten sich zwischen den 1950er und 1970er Jahren. Überdies ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Die Studie bescheinigt dem Bistum Essen aber auch Fortschritte bei Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und bei der Prävention. Dennoch gebe es weiterhin Defizite: So mangele es noch an einer klaren Bestimmung sexualisierter Gewalt.