Bistum Hildesheim baut queersensible Seelsorge auf

"Gleichberechtigter Teil der Kirche"

Bischof Heiner Wilmer SCJ hat drei Mitarbeitende beauftragt, neben ihrer Tätigkeit als Ansprechpartner für queersensible Seelsorge zu wirken. So soll der Blick auf den Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt geweitet werden.

Symbolbild: Queernees in der Kirche / © Robert Kiderle (KNA)
Symbolbild: Queernees in der Kirche / © Robert Kiderle ( KNA )

Die drei pastoralen Mitarbeitenden sind: Die Klinikseelsorgerin Linda Menniger (Hannover), der Hochschulseelsorger Michael Hasenauer (Lüneburg) und der Referent für Schulpastoral Manuel Rios Juarez (Hannover). Zum anderen stehen sie seit dem 1. September als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner den Gemeinden und Einrichtungen des Bistums zur Verfügung, um über Fragen der queersensiblen Seelsorge Auskunft zu geben. 

Sie können beispielsweise unterstützen, wenn ein lesbisches Paar sein Kind zur Taufe anmeldet, eine Transperson ihre Transition mit einer Segensfeier begehen möchte oder Eltern eines nicht binären Kindes seelsorgliche Begleitung suchen. Ihre seelsorgliche Begleitung umfasst auch das Engagement für den Aufbau einer achtsamen Kultur für die Lebenslagen, in denen Begleitete stehen.

Die drei Beauftragten knüpfen mit ihrer Arbeit an die Tätigkeit des Braunschweiger Dominikanerpaters Hans-Albert Gunk an, der im Bistum Hildesheim über viele Jahre als Ansprechpartner für das seelsorgliche Gespräch mit homosexuellen Menschen zur Verfügung stand. 

Gottes Segen gilt ihnen und ihren partnerschaftlichen Beziehungen

Gleichzeitig wird mit dem Aufbau einer queersensiblen Seelsorge der Blick auf den Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt geweitet, insbesondere auf trans- und intergeschlechtliche Menschen. Die Beauftragung ist zudem die Fortsetzung einer zentralen Forderung aus der Hildesheimer Erklärung "Segen für diese Welt" aus dem März 2021: "Menschen sind unabhängig von ihrer sexuellen Identität gleichberechtigter Teil der Kirche. Gottes Segen gilt ihnen und ihren partnerschaftlichen Beziehungen – denn er gilt ohne Ausnahme allen liebevollen Beziehungen."

"Segensfeiern für Menschen, die sich lieben" 

Konkret bedeutet das in den ersten Schritten das Ermöglichen von "safe(r) spaces" (sichere Räumen) für queere Personen unter dem Dach der Kirche von Hildesheim. Angedacht ist eine Fortbildung, durch die Hauptamtliche im Bistum Hildesheim mit den Grundlagen einer queersensiblen Pastoral vertraut gemacht werden. Die drei Beauftragten werden das Bistum Hildesheim bei Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day (CSD) repräsentieren und beispielsweise durch Gottesdienste mitgestalten. In Zusammenarbeit mit der Liturgiekommission des Bistums wird die Ausgestaltung von "Segensfeiern für Menschen, die sich lieben" erörtert.

Vor allem aber stehen die drei Beauftragten für Anfragen von Pfarrgemeinden und Einrichtungen nach queerpastoralen Angeboten zur Verfügung. "Das berührt viele Fragen, die ich aus meinem Alltag als Klinikseelsorgerin kenne, gerade im Umgang mit transidenten und intersexuellen Menschen", sagt Linda Menniger. Das fange mit der Anrede an und gehe weiter über den Aufbau einer Kultur, die Diskriminierung verhindert.

"Ein Ort sein, in dem alle Menschen willkommen sind"

"Als Kirche wollen wir ein Ort sein, in dem alle Menschen willkommen sind", ergänzt Michael Hasenauer. Das setzt auch die Bereitschaft voraus, offen für die Lebenssituation von queeren Menschen in jedem Alter zu sein und sie bei Wunsch entsprechend geistlich zu begleiten.

Für Manuel Rios Juarez, der selbst eine queere Biografie mitbringt, braucht es in der Kirche Sensibilität und Haltung: „Als Christ*innen wollen wir allen Menschen eine Heimat geben können, daher ist es so wichtig, dass es diese safe spaces, diese sicheren Räume für queere Menschen in unseren Kirchen gibt.“ 

Bistum Hildesheim

Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar (KNA)
Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar ( KNA )

Zur Diözese Hildesheim zählen rund 538.000 Katholiken im östlichen Niedersachsen und im Norden Bremens. Das rund 30.000 Quadratkilometer große Bistum reicht von der Nordseeküste bis zu den südlichen Ausläufern des Harzes bei Göttingen und Duderstadt. Die Katholiken bilden im Bistum in fast allen Regionen der Diözese eine Minderheit (Diaspora).

Es zählt 119 Kirchengemeinden in 17 Dekanaten. Heiner Wilmer ist der 71. Bischof des Bistums. Er folgt auf Bischof Norbert Trelle, dessen altersbedingten Rücktritt Papst Franziskus am 9. September 2017 annahm.