Bistum Osnabrück ernennt unabhängige Missbrauchsbeauftragte

"Gänzlich unabhängig und weisungsfrei"

Das Bistum Osnabrück will seine Maßnahmen im Kampf gegen sexualisierte Gewalt verstärken und hat dazu die Position einer unabhängigen Beauftragten neu geschaffen. Besetzt wird die Stelle mit der Juristin Sandra Körbs.

Kirche St. Johann in Osnabrück / © Tobias Arhelger (shutterstock)
Kirche St. Johann in Osnabrück / © Tobias Arhelger ( shutterstock )

Sie soll frei von Weisungen der Bistumsleitung die Abläufe zum Umgang mit jedem einzelnen Verdachtsfall sexuellen Missbrauchs steuern und kontrollieren. Körbs (50) bringe Erfahrungen in der Leitung von Personal- und Rechtsabteilungen mit, teilte die Diözese am Freitag mit. Derzeit sei sie als Syndikusanwältin für die Stadtwerke Osnabrück AG tätig.

Bischof Franz-Josef Bode / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Schaffung der Stelle hatte Bischof Franz-Josef Bode Ende September angekündigt. Die Maßnahme war im Zusammenhang mit der Erstellung eines Zwischenberichts der Uni Osnabrück zu sexualisierter Gewalt im Bistum entschieden worden. Die Stelle der unabhängigen Beauftragten soll an eine überwiegend mit externen Fachleuten besetzte Monitoring-Gruppe angebunden werden.

Pflichterfüllung überprüfen

Körbs werde "gänzlich unabhängig und weisungsfrei die Aufarbeitung jedes einzelnen Falls sexueller Gewalt durch Personen des Bistums im Blick behalten", so der Sprecher der Monitoring-Gruppe, Heinz-Wilhelm Brockmann. Gegenüber Betroffenen werde die Beauftragte dafür sorgen, dass alle Pflichten des Bistums bestmöglich erfüllt werden, so Brockmann.

Gerade in diesem Punkt habe die Bistumsleitung vielfach ungenügend agiert und reagiert, heißt es im Bericht der interdisziplinären Forschungsgruppe der Universität. Zu wenig und zu selten seien die Verantwortlichen auf Bedürfnisse und Anliegen von Betroffenen eingegangen. Bis zuletzt habe man kaum nach möglichen weiteren Opfern von Missbrauch gesucht.

Staat muss Aufarbeitung von Missbrauch in Kirche übernehmen

Die SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag will bei der Missbrauchsaufarbeitung der Kirche den Staat stärker in die Pflicht nehmen. "Die Verantwortlichen in der Kirche haben es aus eigener Kraft nicht geschafft, die Missbrauchsfälle in ihren Reihen so aufzuklären, wie es aus Sicht der Opfer und der Öffentlichkeit angemessen gewesen wäre", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Antrag, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. "Deshalb muss der Staat im Sinne seines partnerschaftlichen Verhältnisses zur Kirche diese Verantwortung jetzt übernehmen."

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA