Das Bistum Rom, mit 2,6 Millionen Katholiken und 330 Priestern eines der größten in Europa, ist derzeit weitgehend führungslos.
Papst Franziskus, der zugleich auch Bischof von Rom ist, hat seinen "Kardinalvikar für Rom" sowie den Weihbischof für die römische Innenstadt in den Vatikan versetzt. Seither regiert in der Führungsetage des Papst-Bistums im römischen Lateranpalast bis auf Weiteres der Stellvertreter des Stellvertreters.
Die beiden wegbeförderten Kirchenmänner, der eher blasse süditalienische Kardinal Angelo De Donatis und der umtriebige bisherige Innenstadt-Weibischof Daniele Libanori, hinterlassen ein Vakuum, das der Papst erst nach reiflicher Überlegung wieder füllen möchte.
Über Nachfolger wird spekuliert
Aus dem Vatikan hieß es dazu: "Wegen der besonderen Bedeutung der Aufgabe des Kardinalvikars" habe Papst Franziskus den verbliebenen sechs römischen Weihbischöfen mitgeteilt, dass er "sich Zeit nehmen wird, um zu einer gesunden Unterscheidung zu gelangen bezüglich der Person, die künftig diese Rolle einnehmen wird". Satzungsgemäß übe bis zur Ernennung eines neuen Kardinalvikars der "Vize-Regent", Weihbischof Baldassare Reina, die Amtsgeschäfte aus.
In italienischen Medienberichten wird seit der überraschenden "Enthauptung" des Papst-Bistums über die Namen eines möglichen Nachfolgers spekuliert. Als Favorit gelten neben dem Vize-Regenten Reina zwei frühere römische Weihbischöfe. Einer ist Kardinal Augusto Paolo Lojudice. Er hat bereits den für den Vikariatsposten erforderlichen Kardinalstitel und residiert seit fünf Jahren als Erzbischof in Siena.
Ist Matteo Zuppi ein Kandidat?
Als zweiter möglicher Kandidat aus dem Kardinalskollegium wird von manchen Matteo Zuppi genannt. Auch er war Weihbischof in Rom, wurde dann aber 2015 Erzbischof von Bologna und ist seit zwei Jahren Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz.
Würde Zuppi neuer Kardinalvikar von Rom, dann wäre wieder der früher übliche Zustand hergestellt: In den vergangenen Jahrzehnten war der römische Kardinalvikar stets auch Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz.
Wer auch immer die Nachfolge antritt, übernimmt eine schwierige Aufgabe. Seit Franziskus sein Bistum Rom wieder an die kurze Leine genommen hat, bleibt für den römischen Kardinalvikar nur noch wenig eigener Spielraum. Dennoch sind die Aufgaben, insbesondere mit Blick auf das in rund acht Monaten beginnende Heilige Jahr, immens.
Hinzu kommt der noch immer nicht völlig aufgearbeitete Fall des Priesters Marko Rupnik, der laut ungeklärten Vorwürfen in einem künstlerisch-religiösen Zentrum in Rom mehrere Ordensfrauen sexuell ausgenutzt haben soll. Und dann ist da noch der im Vergleich zu vielen anderen italienischen Bistümern stark aufgeblähte Verwaltungsapparat mit hohen Kosten, die angesichts sinkender Einnahmen dringend beschnitten werden müssen.