DOMRADIO.DE: Wie groß ist Ihre Sorge, dass wir den Kampf gegen die Klimakrise verlieren könnten?
Ulrich Graf von Plettenberg (Generalvikar des Bistums Trier): Das hängt davon ab, was Sie mit Verlieren meinen. Wenn es darum geht, dass damit die Welt untergeht, da habe ich weniger Sorge. Dem steht doch unsere christliche Hoffnung entgegen.
Wenn es aber darum geht, dass die Hitzewellen, die Überflutungen, die Waldbrände und solche Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels immer stärker werden und damit Menschen Lebensgrundlagen wegnehmen, dann ist meine Sorge tatsächlich groß.
Es hilft aber nichts, da in Panik zu verfallen, sondern wir müssen da ruhig und besonnen rangehen, verbunden mit unserer christlichen Hoffnung, die uns Grundlage ist und die uns die notwendige Ruhe schenkt, die Dinge konsequent anzugehen.
DOMRADIO.DE: Sie sagen, die Klimakrise ist ein Menschheitsproblem. Es geht um existenzielle Lebensgrundlagen. Was müssten wir alle tun, um unser selbst verursachtes Problem wieder in den Griff zu bekommen?
Plettenberg: Mir hilft in diesem Zusammenhang immer der oft ausgesprochene Satz: Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, verändert sich das Angesicht der Welt. Das heißt für mich, dass jeder und jede an dem Platz, an dem er oder sie gestellt ist, etwas tun kann, und zwar auch mit der Verantwortung, die ihm oder ihr übertragen ist.
Für Kinder bedeutet das etwas anderes als für mich beispielsweise, der für ein Bistum mitverantwortlich ist. Für Politiker bedeutet es etwas anderes als für die jugendlichen Schüler und Schülerinnen, die am Freitag für "Fridays for Future" wieder auf die Straße gehen.
Wir als Bistum haben unsere Klimaschutzziele gesetzt. Wir sind dabei, Klimaschutzmaßnahmen anzugehen. Wir sind dabei, auch unsere Energieverbräuche zurückzunehmen, CO2-Ausstoß zu reduzieren. Da können wir als Bistum größere Maßnahmen angehen.
Aber wie gesagt, auch ein Kind oder ein Jugendlicher kann das in seinem Rahmen machen. Zum Beispiel sich können sie überlegen, wo sie mit dem Fahrrad hinfahren können und wo sie sich von Mama oder Papa hinfahren lassen müssen.
DOMRADIO.DE: Die Kirchen müssen also beim Klimaschutz Vorbild sein. Am Freitag ist der globale Klimastreik-Tag und da haben Sie gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis in Trier zum Gebet und zur Teilnahme an Demonstrationen aufgerufen. Was erhoffen Sie sich für ein Zeichen am Freitag?
Plettenberg: Es geht genau um diese beiden Elemente, Gebet und Teilnahme an Demonstrationen. Mit der Teilnahme an der Demonstration versuchen wir, das Bewusstsein aufrechtzuerhalten, dass wir uns für die Bewahrung der Schöpfung weiterhin einsetzen müssen, dass das Thema immer noch virulent ist und dass wir alle Kräfte engagieren müssen und nicht nachlassen dürfen.
Mit dem Gebet möchten wir gerade als Kirchen ein besonderes Zeichen setzen, dass wir all unsere Bemühungen auch in der Verbundenheit mit Gott, dem Schöpfer, tun. Das heißt, dass wir in dieser Verbundenheit zusätzliche Kräfte freisetzen und freisetzen lassen. Wir bitten außerdem auch Gott darum, dass er das Seinige dazu tut, damit unser Bemühen auch wirklich gelingt.
Das sind für mich ganz wesentliche Dinge: nicht nachlassendes Bewusstsein zur Bewahrung der Schöpfung und Gottvertrauen, damit unsere Bemühungen Erfolg haben können.
Das Interview führte Elena Hong.