Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #17

Und ab geht die Post ...

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Aber Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gibt trotzdem seinen Senf dazu. Er beobachtet aus seinem "Rome-Office" die Weltsynode und beschreibt im Blog seine Eindrücke aus der ewigen Stadt.

Vatikan-Post / © AlinaAme (shutterstock)
Im Sonnenschein: der Brunnen auf dem Petersplatz / © Martin Biallas (DR)
Im Sonnenschein: der Brunnen auf dem Petersplatz / © Martin Biallas ( DR )

"Ehrlich gesagt, manchmal ist der Austausch in der Synode auch stinklangweilig und eine Geduldsprobe!" Wer mir aus der Synodenaula so sein Leid geklagt hat, wird natürlich nicht verraten, denn auch Journalisten dürfen ihre Quellen nicht preisgeben, zumindest wenn diese weiter sprudeln sollen wie die päpstlichen Brunnen hier in Rom. Nach dreiwöchigen Beratungen wundert diese ehrliche Rückmeldung aus der Synodenaula auch nicht sonderlich. Ein echter Kölner würde auf die Frage, ob die "Weltbischofs-Laien-inklusive Frauen-Synode" vielleicht doch zu lange dauere, vermutlich antworten: "Nä, net ze lange ming Jung, ävver et zieth sich!" :-)

Ingo Brüggenjürgen im Vatikan (DR)
Ingo Brüggenjürgen im Vatikan / ( DR )

Doch immerhin geht die auf fast vier Wochen angesetzte Versammlung jetzt auf die Zielgeraden. Noch bevor aber am nächsten Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom hier erst mal Schluss ist (spätestens im Herbst 2014 geht es ja hier in Rom weiter) wird der Postmann aber bei Ihnen klingeln. Denn es soll einen Brief der Synode an das Volk Gottes geben.

Die Frage, ob das Volk Gottes darauf wartet, beantworte jede und jeder bitte selber. Auf jeden Fall soll versucht werden, auch Katholikinnen und Katholiken in aller Welt zu erreichen, die vom synodalen Prozess bis dato "noch nicht erfasst" wurden. Diesen Satz muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen ...

Wie gut, dass da nicht jede und jeder persönlich Post aus Rom bekommt. Bei gut 1,38 Milliarden Katholiken spart man sich wenigstens das Porto. Aber ob es ausreicht, dass der Brief von den Kanzeln beim Sonntagsgottesdienst verlesen wird, um die zu erreichen, die "noch nicht erfasst" wurden? Der Besuch der Gottesdienste liegt in Deutschland bei ca. 5 Prozent – mal gut gerechnet. Ob die großen Medien den Brief aufgreifen? Solange der Papst darin nicht erklärt, dass Frauen Priester werden können oder homosexuelle Paare jetzt auch ihren Segen bekommen können, vermutlich nicht. Die Berichterstattung in den großen Medien über die Synode hält sich bis dato doch sehr in Grenzen. Was nicht nur an den aktuellen Nachrichten liegen dürfte, die nahezu täglich die Welt erschüttern.

Auch müssen sich die Öffentlichkeitsarbeiter im päpstlichen Weinberg des Herrn die Frage gefallen lassen, ob ein Brief wirklich noch das richtige Transportmittel für eine aktuelle, schnelle und weltweite Kommunikation ist? Man hört, dass der Papst selber sehr ungern Briefe schreibt – er greift lieber zum Telefonhörer. Der Song "Ten o'clock Postman, bring me her letter!" war zwar ein Welthit – aber schon vor dem 2. Vatikanum! Wenn ich heute in meinen Briefkasten schaue, sind da bestenfalls Rechnungen oder andere, meist unangenehme und mit Arbeit verbundene Brief zu finden. Aber ich gebe zu, die Vorstellung, dass die Synode und der Papst Taylor Swift um Hilfe bei der Kommunikation von christlichen Werten bitten, ist doch ziemlich realitätsfern.

Aber gut – warten wir vielleicht einfach mal ab, was in dem Brief steht. Gut Ding will Weile – und nicht Eile haben. Da zumindest ist die "Weltbischofs-Laien-inklusive Frauen-Synode", wie oben berichtet, ja ganz gut unterwegs ...

Ingo Brüggenjürgen, z.Zt. im "Rom Office"

PS: Beim Papst im Briefkasten kommen übrigens täglich wirklich noch Tausende von Briefen aus aller Welt an, die dann in den zuständigen päpstlichen Arbeitszimmern auch bearbeitet werden. Im absoluten Glücksfall landen sie auch auf dem Schreibtisch des Papstes. Wenn Sie Ihr Glück versuchen wollen, hier ist die Adresse:

Seine Heiligkeit Papst Franziskus, Palazzo Apostolico, 00120 Città del Vaticano, Rom.

Quelle:
DR