Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #14

Keusche Homosexuelle

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Aber Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gibt trotzdem seinen Senf dazu. Er beobachtet aus seinem "Rome-Office" die Weltsynode und beschreibt im Blog seine Eindrücke aus der ewigen Stadt.

Gleichgeschlechtliches Paar als Ampelzeichen: Ein homosexuelles Pärchen hält sich an der Hand und leuchtet rot an einer Fußgängerampel am 8. Februar 2023 in Bielefeld. / © Harald Oppitz (KNA)
Gleichgeschlechtliches Paar als Ampelzeichen: Ein homosexuelles Pärchen hält sich an der Hand und leuchtet rot an einer Fußgängerampel am 8. Februar 2023 in Bielefeld. / © Harald Oppitz ( KNA )

Keusche Homosexuelle verdienen Respekt. Haben eine menschliche Würde. Dürfen daher nicht diskriminiert werden. Das habe ich heute in der Pressekonferenz der "Weltbischofs-Laien-inklusive-Frauen-Synode" vom Erzbischof aus Lettland Zbignev Stankevics erfahren. Wenn sie schön keusch sind, kann man für sie beten und jedem Einzelnen von ihnen auch den Segen geben: "Ich kann einen homosexuellen Menschen segnen; aber wenn ich zwei Männer segnen würde, die sagen, dass sie wie Mann und Frau zusammenleben, wäre eine Segnung ein großes Problem - denn das bedeutet, dass sie in Sünde leben!"

Dieser sündige Sex. Den könne die Katholische Kirche nicht gutheißen: "Wahre Liebe ist nicht trennbar von der Wahrheit". Er sei jetzt 68 und habe da auch dazugelernt, so Stankevics. Eine Erleuchtung gehabt - so hat es die Dolmetscherin tapfer übersetzt. Es half wenig, dass sein Mitbruder im Bischofsamt von den Philippinen schnell noch hinterherschob, wir seien doch alle Sünder. Jesus sei doch immer wieder den Sündern begegnet. Den Prostituierten ... 

Ingo Brüggenjürgen im Vatikan (DR)
Ingo Brüggenjürgen im Vatikan / ( DR )

Schlagartig wird einem deutlich, dass es auf der Welt viele Kinder Gottes gibt und jeder in seiner ganz eigene Wahrheit lebt. Eine Wahrheit, die ja auch der Katechismus der Katholischen Kirche noch (?) so festschreibt.

Da wird der Heilige Geist noch viel Arbeit haben, aber wie man hört, wirkt der ja, gerade an den runden Tischen. Der jüngste Teilnehmer der Synode, der gerade mal 19 Lenze zählt, konnte berichten, dass er den "Hauch des Heiligen Geistes" immer wieder spüre ...

Wie herrlich schön und bunt der Garten Gottes ist, machte dann noch der große alte Leonardo Ulrich Kardinal Steiner, Erzbischof von Manaus, deutlich. Bei ihm im Amazonas würde die Synodale Kirche schon lange gelebt, auch wenn sie nicht so genannt würde. Es gebe über 4.000 Gemeinschaften in seinem Verantwortungsbereich. Die meisten würden von Frauen geleitet. (Erst neulich hatte hier in Rom ein Bischof hier bei der Synode versichert, wenn man gute Leitung wolle, müsse man die Frauen ran lassen...) Die Frauen am Amazonas würden auch taufen und eben alles machen, was anstehe. Entscheidungen, die alle beträfen, würden natürlich von allen gemeinsam getroffen. Bei Wahlen wählten die Gemeinschaften - der Bischof halte sich da raus.

Bevor in meinem Paderborner Heimatbistum und in all den deutschen Diözesen, die gerne ihren Bischof selber wählen oder abwählen würden, falsche Hoffnungen entstehen: Auch im Amazons bestimmt der Papst, wer Bischof ist und bleibt. Selbst, wenn gerade das alle betrifft ...

Die Gemeinschaften, so Kardinal Steiner weiter, hätten die Indigenen natürlich integriert und sagten dem Bischof wo es lang geht, nicht umgekehrt. Schade, dass das nicht die Bischöfe gehört haben, die bei den deutschen Reformbemühungen auf die Bremse treten und immer ganz selbstsicher auf die Weltkirche verweisen.

Gottes Garten ist und bleibt herrlich bunt. Bisweilen so grell und schillernd, dass einem der Atem stockt. Aber eben immer Leben in Fülle - so wie es sich hier in den Mauern des Vatikans gerade besonders gut erleben lässt. 

Wie bedroht dieses Leben auf dem Planeten ist, vergaß der ergraute Kardinal aus dem Amazonas auch nicht eindringlich zu erwähnen: Gerade die Urvölker erlebten schon, wie kleine Flüsse längst Wüste wären, der große Amazonasfluss immer mehr an Wasser verliere und der Regenwald brenne. Da wurde deutlich, dass nicht nur der Bischof von Lettland vielleicht noch einige Dinge lernen muss ... Tutti, Tutti - um noch mal das Lieblingszitat der Synode von Papst Franziskus zu zitieren. 

Ingo Brüggenjürgen, z.Zt. im "Rome-Office"

Bischof Stefan Oster macht ein "Victory-Zeichen" / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Bischof Stefan Oster macht ein "Victory-Zeichen" / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

PS:

Nachher ist man immer klüger: In meinem ersten Blog-Eintrag hatte ich Vermutungen darüber angestellt, warum der Bischof aus Passau, Stefan Oster, mit einem Victory-Zeichen hier im Vatikan in die Synodalversammlung einzog, als er an den wartenden Journalisten vorbeikam. Die Erklärung ist ganz einfach: Er habe damit nur auf sein bischöfliches Wappen hinweisen wollen, hat er mir gestern Abend bei einer kurzen Begegnung zurückgemeldet. Sein Wappen trägt den Spruch: "Victoria veritatis cariatas!" - Also der Sieg der Wahrheit ist die Liebe.

Dann geben wir der Wahrheit hier gerne die Ehre. Zudem weiß ich jetzt, dass der "Passauer Wolf", der in der Mitte des Wappens in rot platziert ist, das traditionelle Wappenbild des Bistums Passau ist. Wie passend. Dann wünschen wir dem Bischof von Passau und der Synode einfach mal in bestem Italienisch: "In boca a lupo!" 

Ingo Brüggenjürgen, z.Zt. im "Rome-Office"

Quelle:
DR