Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #10

Jetzt geht es ans Eingemachte

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Aber Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gibt trotzdem seinen Senf dazu. Er beobachtet aus seinem "Rome-Office" die Weltsynode und beschreibt im Blog seine Eindrücke aus der ewigen Stadt.

Kardinal Hollerich mit Papst Franziskus am Synodentisch / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Hollerich mit Papst Franziskus am Synodentisch / © Romano Siciliani ( KNA )

"Die meistens von uns sind Männer", begann Kardinal Hollerich seine Einführung. Da konnte man schon spüren – jetzt geht es ans Eingemachte. In den vergangen Tagen wurde in der Küche der "Weltbischofs-Laien-inclusive-Frauen-Synode" viele Kocherfahrungen ausgetauscht. Es wurden theologische-spirituelle Soßen angerührt. Es wurde ordentlich gebetet. Jetzt aber musste endlich mal Butter bei die Fische:

Also erhöhte der Kardinal aus Luxemburg die Temperatur am synodalen Herd: "Wir sind nicht nur Männer, sondern die meistens von uns sind auch geweihte Amtsträger!" Wie wahr wie wahr – und eigentlich fehlte jetzt nur der Hinweis: "Jungs, das ist nicht gut. So kann das nicht weitergehen mit unserem Laden!" Doch eine Synode ist keine Trainerkabine, in der Nagelsmann seine Mannschaft auf neue Herausforderungen einstellt. Also servierte Hollerich das volle theologische Menü: Männer wie Frauen – beide hätten die gleiche Taufe! Den gleichen Geist! Klingt banal, ist aber so – und hier im Vatikan-Latein sind solche Worte schon eine deutliche Aus- und Ansage. "Wie können wir also dafür sorgen, dass sich Frauen als integraler Bestandteil dieser missionarischen Kirche fühlen", fragte der Kardinal. "Ja wie wohl?!?!", hätte ich an der Stelle vermutlich unhöflich dazwischen gerufen, aber ich gehöre gottlob nicht zu den Auserwählten. Also fragte Kardinal Hollerich dann bestimmt, aber sehr höflich und unmissverständlich in die versammelte Männerrunde: Ob es vielleicht sein könnte, dass die Männer "die Vielfalt und den Reichtum der Charismen", die der Heilige Geist zweifelsohne auch den Frauen geschenkt habe, nicht genügend wahrnehmen würden.

Ingo Brüggenjürgen im Vatikan (DR)
Ingo Brüggenjürgen im Vatikan / ( DR )

Wenn man sich traut, solche heißen Fragen mitten im Vatikan in den Mund zu nehmen, ist auch ein Kardinal gut beraten, sich auf alte Kochmeister zu berufen. Also vergaß Hollerich nicht den Hinweis auf Paulus. Der Apostel und sein Bild vom Leib, wo Christi das Haupt sei, alle anderen aber wichtige, gut miteinander funktionierenden Glieder... Vermutlich dürfte es nicht jedem der Synodalen geschmeckt haben, wie Hollerich hier die leidige Frauenfrage wieder aufwärmte. Gut, dass da die Synodenordnung keine Gegenrede erlaubt, sondern nur Zuhören und Schweigen angesagt ist.

Reden durften danach auch die Frauen selber. Die couragierte kolumbianische Ordensfrau Sr. Gloria Liliana Franco Echeverri hielt sich gar nicht erst lange mit der Vorspeise und dem Apostel Paulus auf. Sie tischte gleich das Hauptgericht auf: Es gelte, auf Jesus zu schauen und von ihm zu lernen. Und was sagt der Herr und Meister selbst? "Das Evangelium berichtet von der Bereitschaft Jesu, die Frauen zu sehen und zu spüren, sie zu erheben, sie zu würdigen und sie auszusenden!" Sr. Gloria Liliana Franco Echeverri hat sich mit diesen klaren Worten alle Sterne erworben, hinter denen die Sterneküche dieser Welt herlaufen. Sie wird niemals in einem der teuren Restaurantführer auftauchen. Aber hier im Vatikan schreiben gerade Frauen wie Schwester Gloria Geschichte. 

Quelle:
DR