"Dann mach ich mir ein Schlitz ins Kleid und find es wunderbar!" – Ältere erinnern sich. Ingrid Steeger – ihr schreiend-buntes, nackelig-gewagtes Outfit bescherte in den 70er-Jahren der TV-Sendung Klimbim Traumquoten. Beim Vatikanum II. gab es noch kein Farbfernsehen. Die meisten Bilder dokumentieren die versammelten Kirchenoberhäupter in schwarz-weiß. Doch dieser Eindruck trügt. Schon damals unterschied sich die Kleidung der Kardinäle, Metropoliten, Kardinäle, Bischöfe, Ordensleuten und ihrer Berater deutlich – nicht nur in der Farbe. Zeig mir was Du trägst – und ich sag Dir, welchen Rang Du in unserer Kirche einnimmst.
Dem steht damals wie heute immer noch das Jesuswort entgegen: Kümmert Euch doch nicht um Eure Kleidung. Macht Euch doch bitte keine unnötigen Sorgen, was ihr anzieht... Wenn es nur immer so einfach wäre! Salomon in all seiner Pracht und die Vögel des Himmels haben es da gut. Aber wenn bei der Weltsynode schon die Sitzordnung immer wieder alles durcheinanderbringt, dann sollte doch wenigstens die Kleidung für die nötige Ordnung sorgen. Meint Gerhard Ludwig Kardinal Müller. Er will dementsprechend bei der Weltsynode weiter seine schwarze Soutane tragen und auf seinen Kardinals-Pileolus auf dem Kopf nicht verzichten. Bei der Katholischen Nachrichtenagentur hat er dazu zu Protokoll gegeben: "Eine Synode ist eine gottesdienstliche Feier und nicht zur verwechseln mit einer Aktionärsversammlung in einem Sterne-Hotel!"
Herrlich, für dieses Zitat bekommt er von mir fünf Sterne! Weil er trotz der anwesenden Laien (ja, dazu gehören hier dieses Mal sogar die Frauen) jetzt offenbar nicht mehr nur von einer "Versammlung" spricht und die Synode Synode sein lässt. Und weil der Kardinal der Weltkirche wie gewohnt Klartext redet, wenn er es daher unlogisch findet, dass viele Bischöfe und Kardinäle in "Zivil, Sport- oder Straßenkleidung" daherkommen. "Vielleicht steht dahinter nur eine billige Anbiederung zur Bescheidenheit, um sich nicht sichtbar von den Laien zu unterscheiden", so der Kardinal. "Alle Müller – oder was?", denkt man da unwillkürlich.
Bei der 'Weltbischofs-plus-Laien-inklusive-Frauen-Synode' gibt es für die Arbeitstage Gott sei Dank keine Kleiderordnung. Also ist der Weinberg des Herrn herrlich bunt und Gott Lob kein chinesischer Parteitag. Wir Menschen sind zwar alle Gottes Kinder – aber eben alle wunderbar einzigartig. Sogar die Haare an unserm Haupt hat Gott gezählt und jedem von uns seine ganz eigene Seele eingehaucht. Warum soll man das dann nicht auch sehen? Man muss es ja nicht gleich zur Schau tragen ... Die eine mag es ehr einfach und schlicht – der andere lieber bombastisch bunt. Egal ob graue Maus oder bunter Vogel - der Vater im Himmel liebt alle gleich. Ob sie nur päpstliches Weiß tragen – oder Kardinalspurpur. Ob braune Ordenstracht oder farbenfrohes Wallkleid. Diese Synode zeigt aller Welt – hier sind Menschen aus aller Welt. Gemeinsam auf dem Weg, um das Reich Gottes Leben lebendig zu machen und dem Himmel ein wenig näher zu kommen. Vom Wiener Kongress weiß man auch nach Jahren noch, dass der Kongress getanzt hat. Wie wäre es, wenn man später einmal von dieser ersten Synode im Vatikan mit stimmberechtigten Frauen im Vatikan sagten wird: Die Synode war bunt!