Der Sprengsatz explodierte kurz nach Mitternacht, als die Besucher einer Neujahrsmesse in Alexandria aus der Kirche kamen. Nach der Tat am Samstag (01.01.2011) lieferten sich wütende Christen nach Angaben der Polizei und von Augenzeugen Straßenkämpfe mit den Sicherheitskräften und stürmten eine nahe gelegene Moschee. Fast 1000 Menschen hätten an der Messe teilgenommen, sagte der koptische Priester Mena Adel. Nach dem Gottesdienst seien die Besucher auf die Straße geströmt. "Ich war drinnen und habe eine starke Explosion gehört", sagte der Geistliche. "Menschen standen in Flammen."
Augenzeugen berichteten, vor der Kirche lagen die Trümmer eines Autos, im Umkreis hätten Leichen gelegen, zahlreiche Menschen seien verletzt worden. Die Polizei untersucht nach eigenen Angaben noch, ob der Sprengstoff in dem Wagen war oder ob eine Bombe unter dem Fahrzeug platziert war.
Bestürzung in Deutschland
Erzbischof Robert Zollitsch verurteilte den Anschlag "aufs Schärfste". Er sei tief erschüttert über diesen Akt grausamer Gewalt, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Weiter rief der Freiburger Erzbischof zum Gebet für die Opfer und die Verletzten auf.
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, zeigte sich erschüttert. "Mein Mitgefühl und mein Gebet gelten den Hinterbliebenen der Opfer", sagte Schneider. Er hoffe sehr, dass dieser Anschlag keine weitere Gewalt nach sich ziehe: "Denn 2011 darf kein "Jahr der Christenverfolgung" werden."
Die Bundesregierung verurteilte den Terroranschlag als Akt der Brutalität. Außenminister Guido Westerwelle sprach von einem zynischen Vorgehen.
Die Grünen bewerteten den "menschenverachtenden Anschlag auf koptische Christen" als Angriff auf die religiöse Pluralität. Ihr menschenrechtspolitischer Sprecher Volker Beck forderte die ägyptische Regierung auf, aktiv für die Religionsfreiheit Partei zu ergreifen und Anfeindungen religiöser Minderheiten im Namen des Islam zurückzuweisen. Das gelte für Christen, Bahai oder auch ehemalige Muslime. --
Immer wieder Angriffe
Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Der Gouverneur von Alexandria, Adel Labib, gab umgehend dem Terrornetzwerk al-Qaida die Schuld an der Tat. Es blieb aber unklar, ob er dafür Beweise hatte. Möglicherweise versuchte der Gouverneur auch nur, die Spannungen zwischen Christen und Muslimen im eigenen Land herunterzuspielen. "Al-Qaida hat mit Angriffen auf Kirchen in Ägypten gedroht", sagte er im Staatsfernsehen.
Im Nahen Osten kommt es immer wieder zu Angriffen und Anschlägen auf die christlichen Minderheiten. Die selbe Kirche in Alexandria geriet bereits 2006 in die Schlagzeilen, nachdem ein Messerstecher Gottesdienstbesucher angegriffen hatte. Zuletzt warfen Muslime in Ägypten der koptischen Kirche vor, zwei Frauen festzuhalten, die zum Islam übertreten wollten, um ihre Ehen scheiden lassen zu können. In den vergangenen Monaten nutzten Terrorgruppen mit Verbindungen zu Al-Kaida diese Anschuldigungen zum Vorwand für Anschläge auf Christen im Irak.
Erneut zwei Christen in Bagdad getötet
In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind kurz vor dem Jahreswechsel erneut mindestens zwei Christen gewaltsam getötet worden. Das meldete Radio Vatikan am Freitagabend. Zudem seien am Donnerstag bei Angriffen auf 15 von Christen bewohnte Häuser 14 Personen verletzt worden. Die Angriffe in sieben Stadtvierteln seien nach Angaben eines Sprechers des irakischen Innenministeriums offenbar koordiniert erfolgt und innerhalb einer Stunde erfolgt. Die Getöteten stammten aus dem östlichen Stadtviertel "Neu-Bagdad".
Im vorigen Jahr hatte es im Irak immer wieder Anschläge und Gewalt gegen Christen gegeben. Beim schwersten Terrorangriff im Jahr 2010 waren am 31. Oktober in der syrisch-katholischen Kathedrale Bagdads 58 Menschen getötet worden. Seitdem verübten islamistische Terroristen wiederholt Angriffe auf christliche Wohnhäuser. Kirchenführer im Irak warnen vor einem weiteren Exodus der Christen aus dem Land. Derzeit leben dort nach Schätzungen noch 400.000 Christen.
Blutiger Anschlag auf Christen nach Neujahrsmesse in Ägypten
«Brutaler Akt»
Das neue Jahr beginnt, wie das vergangene Jahr zu Ende gegangen ist: Nach den Anschlägen von Nigeria und auf den Philippinen wurden erneut Christen Opfer eines Angriffs. Bei dem Bombenanschlag in Ägypten kamen mindestens 21 Menschen ums Leben. Auch im Irak wurden wieder Christen getötet. Kirchenvertreter und Politiker reagieren entsetzt.
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