Beide Ideologien seien "böse Zwillinge", verbunden durch den Antisemitismus, schreibt sie in einem Gastbeitrag in der "Welt" am Freitag. "Die Extreme mögen sich zuweilen feindlich gegenüberstehen, aber sie eint mehr, als sie trennt. Beide verquicken in ihren Ideologien jahrhundertealte Stereotype und Bilder von Juden, um ein Feindbild zu kreieren."
Rechtsextreme hätten zuletzt etwa die weltweite Fluchtbewegung "mit einem sinistren, von Juden ausgeheckten (und finanzierten) Plan" in Verbindung gebracht. "Auch die Islamisten machen für die vielen Krisen in der Welt die Juden verantwortlich", so Tekkal. Islamisten wie Rechtsradikale verachteten die Rede- und Meinungsfreiheit und wollten jene auslöschen, die sie als minderwertig betrachteten. "Die 'bösen Zwillinge' wollen homogene Gesellschaften schaffen: die Salafisten das Kalifat, die Rassisten das kulturell-ethnisch 'Reine'."
Bildung im religiösen Bereich als zentrale Voraussetzung für Akzeptanz
Im Einsatz gegen Extremismus sei die Bildung gefragt, betonte die Expertin. Religion spiele "für einige Jugendliche" eine wichtige Rolle. Dies könne bedenklich werden, "wenn die Jugendlichen fast ausschließlich ihren Selbstwert und das Zugehörigkeitsgefühl aus der Religion beziehen." Dann werde es schwierig, ihnen die Akzeptanz vor Religionsfreiheit oder "die Sinnhaftigkeit der Trennung von Staat und Kirche" zu vermitteln.
Zugleich schade es vor allem Muslimen, "wenn wir beim Terror der Dschihadisten wegsehen", betonte die Autorin. "Die Extremisten sind in der Minderzahl und zugleich doch die größte Bedrohung für die Mehrheit der Muslime." Wer Attentate verurteile, die im Namen des Islam begangen würden - wie zuletzt die Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty -, werde jedoch bisweilen als "Islam-Feind" bezeichnet. "Eine solche grausame Tat müsste alle aufschreien lassen, die sich sonst so gern lauthals als Hüter der Freiheit und Menschlichkeit geben", mahnte Tekkal.