Bonner Fakultät beansprucht Priesterausbildung für sich

"Kostet das Erzbistum keinen Cent"

Die Bonner Katholisch-Theologische Fakultät beharrt auf ihrem Anspruch, der Ausbildungsstandort für die Priester des Erzbistums Köln zu sein. Dies sei so im völkerrechtlich bindenden Preußischen Konkordat mit dem Vatikan festgelegt.

Schild der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Schild der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Dekan der Bonner Katholisch-Theologischen Fakultät Jochen Sautermeister betonte im Interview des "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag),  die Fakultät sei gemäß dem Konkordat somit auch die Fakultät des Erzbistums.

Zudem wies Sautermeister darauf hin, dass seine Fakultät komplett aus universitären Mitteln und damit vom Staat finanziert werde. "Sie kostet das Erzbistum also keinen einzigen Cent." Bei jährlichen Gesamtkosten von geschätzt neun Millionen Euro sei das "eine indirekte Entlastung der Kirchenkasse in gewaltigem Umfang". Gerade wegen der jüngsten Austrittszahlen und des absehbaren massiven Einbruchs der Kirchensteuereinnahmen müsste es der Leitung und den Finanzgremien des Bistums "sehr entgegenkommen, dass für das Theologiestudium kein eigener Kostenpunkt nötig ist".

Jochen Sautermeister; Universität Bonn; Moraltheologe; Collegium Albertinum; Bonn; Sautermeister / © Gerald Mayer (DR)
Jochen Sautermeister; Universität Bonn; Moraltheologe; Collegium Albertinum; Bonn; Sautermeister / © Gerald Mayer ( DR )

Keine Kosten für das Erzbistum

Die Finanzierung der KHKT ist dagegen ungeklärt. Das Erzbistum hat die frühere Ordenshochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin zum 1. März 2020 übernommen und nach Köln verlegt. Derzeit wird die Einrichtung aus einem Woelki zur Verfügung stehenden Sondervermögen mit mehr als drei Millionen Euro pro Jahr finanziert. Die Mittel für diese Anschubfinanzierung sind aber begrenzt. Zudem wird mit einem langfristigen Bedarf von acht bis zehn Millionen Euro gerechnet.

Woelki hatte seinen Gremien laut Protokollen zugesichert, dass keine Kirchensteuer für die Hochschule aufgewendet werden soll. Stattdessen solle eine Stiftung Drittmittel einwerben. Für die zweite Jahreshälfte ist eine mittelfristige Finanzplanung angekündigt.

Sautermeister wies darauf hin, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Bonner Uni zur Fakultät stünden: "Mehr noch: Sie wird sogar vom Rektor sehr gefördert und ist sogar um zwei neue Professuren gewachsen."

Sinkende Studierendenzahlen im Bereich Theologie

Der Dekan räumte ein, dass ihn ständig sinkende Studierendenzahlen im Bereich Theologie nachdenklich machten. Daher gehe Bonn mit Bachelorstudiengänge in interdisziplinärer Ausrichtung neue Wege.

Unterdessen gab die Uni Bonn bekannt, dass sie ab dem Wintersemester einen neuen Bachelor-Studiengang mit den Fächern Katholische Theologie und Wirtschaftswissenschaften anbietet. "Das Ziel: den ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit interdisziplinär zu begegnen", so die Hochschule. Die wirtschaftswissenschaftlichen Teile vermittelten ökonomische Zusammenhänge, während die Theologie nach dem zugrundeliegenden Menschen- und Weltbild, gesellschaftlichen Zielvorstellungen und Kriterien ethischen Handelns frage.

Laut Sautermeister gibt es in Bonn derzeit mehr als 400 Theologiestudierende. Durch eine Kooperation mit der Uni Köln, in deren Lehre drei Professoren der Bonner Fakultät eingebunden seien, kämen noch einmal mehr als 900 Studierende hinzu.

Katholisch-Theologische Fakultät Bonn

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Exzellenz-Universität Bonn zählt zu den renommiertesten Katholisch-Theologischen Fakultäten Deutschlands. Ihre interdisziplinäre, internationale und institutionelle Vernetzung bildet die Basis für starke Forschungsleistungen und die Bearbeitung aktueller, innovativer Fragestellungen. Wer hier studiert, wird befähigt und ermutigt, in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Handlungsfeldern Verantwortung zu übernehmen: kritisch, konstruktiv und kreativ.

Innenhof der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Innenhof der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA