DOMRADIO.DE: Das Münster ist ja schon länger wieder offen. Es gab Ende letzten Jahres zum Beispiel schon eine Ausstellung dort. Was heißt das jetzt, dass der Erzbischof extra kommt?
Wolfgang Picken (Bonner Stadtdechant): Für uns war es von Anfang an ganz wichtig, dass der Erzbischof hier nach Bonn in die Basilika kommt. Einfach, um auch deutlich zu machen, dass die Münsterkirche in Bonn sicherlich neben dem Kölner Dom einer der bedeutendsten Kirchen unseres Erzbistums ist.
Von daher wird dem ganz besonders Ausdruck verliehen, indem am Ende der Innensanierung der Erzbischof kommt und mit uns den Gottesdienst feiert. Die Innensanierung ist fertig, während die Gerüste noch nicht ganz von der Außenfassade weg sind.
Uns gibt es zugleich auch die Gelegenheit, dem Bischof und dem Bistum Dank zu sagen. Denn ohne die finanzielle Unterstützung bei der Sanierung durch das Erzbistum wäre eine Sanierung der Basilika völlig undenkbar gewesen.
DOMRADIO.DE: Es gibt nach wie vor kritische Stimmen zum Kölner Kardinal. Wie ist da die Stimmung in Bonn?
Picken: Ich glaube, dass es so ist wie überall im Bistum. Diese Stimmung gibt es hier in Bonn auch. Aber sie tritt an diesem Tag in den Hintergrund. Es geht darum, die Basilika zu feiern und ihr diese Bedeutung durch den Erzbischof zu vermitteln.
Wir sind froh, dass er aus diesem Grund auch hierher kommen wird. Deshalb ist er uns sehr, sehr willkommen. Ich denke, dass die Fragen, die das Bistum ansonsten beschäftigen, an diesem Tag im Hintergrund stehen.
Wir haben Anlass, die Wiedereröffnung und die Sanierung zu feiern und vor allen Dingen auch die Feststellung zu feiern, dass das Bonner Münster wieder mitten in der Stadt angekommen ist und die Leute das als die Seele der Stadt annehmen und wieder als Wahrzeichen in Augenschein nehmen.
Wir haben mittlerweile 170.000 Besucher in nur einem halben Jahr. Das zeigt, welche Bedeutung diese Kirche hat. Das wollen wir mit dem Erzbischof feiern. Die Freude darüber teilen wir mit ihm. Deshalb, glaube ich, wiegt die Freude vor, mit ihm gemeinsam hier Gottesdienst zu feiern.
DOMRADIO.DE: Sie selbst haben die Generalsanierung begleitet. Was war die schönste Entdeckung im Laufe der Sanierung?
Picken: Die schönste Entdeckung war, als man endlich anfangen konnte, den Innenraum zu sanieren. Wir haben ursprünglich angefangen, außen die Steinsanierung vorzunehmen - da gibt es viele Witterungschäden - und die statische Sicherung durch die Bohrung von Ankern vorzunehmen.
Das heißt, es wurde zwar irgendwie gearbeitet, aber innen sah es immer noch so aus wie vor zwei Jahren und man dachte sich: Okay, wann fängt das denn hier irgendwie mal an, auch für einen Gottesdienstbesucher sichtbar zu werden? Und vor allen Dingen wann zeichnet sich ab, dass es irgendwann auch wieder möglich sein wird, wieder in die Kirche zurückzukehren.
Als dann das erste Mal Gerüste in der Basilika aufgestellt wurden und man anfing, die Innenarbeiten und die Restaurierungen vorzunehmen, dann konnte man jeden Tag als Bauherr beobachten, wie sich das entwickelt und wie das Münster plötzlich immer strahlender und heller wird und wie die Restaurierungen der Alabasteraltäre ihre Ausstrahlung entwickeln und auch das neue Lichtkonzept.
So war es weniger ein bestimmter Moment, sondern ab dem Beginn der Innensanierung war es ein ständig aufregender und spannender Moment, in die Kirche zu gehen und zu sehen, wie diese Kirche einen Verwandlungsprozess erlebt, sodass sie jetzt wieder ein heller, strahlender und die Menschen einladender Kirchenbau in der Stadt geworden ist.
DOMRADIO.DE: Innen ist es fertig. Außen wird noch gearbeitet. Was muss da noch gemacht werden?
Picken: Wir müssen zum großen Teil die Steine austauschen - das heißt, jeder Stein an der Fassade des Bonner Münster wird entfugt, wird überprüft, entweder verpresst oder ausgetauscht, weil die Witterungsschäden so groß sind.
Jetzt sind noch der Turm und die Westfassade eingerüstet. Das sind die Reste, die noch übrig bleiben. Wir gehen davon aus, dass das bis zum Advent diesen Jahres auch abgeschlossen sein wird.
Das Interview führte Hannah Krewer.