DOMRADIO.DE: Am Montag waren alle Priester des Erzbistums Köln zum Oasentag eingeladen, um für die bevorstehenden Feiertage geistige Kraft zu tanken. Fühlen Sie sich fit und aufgetankt?
Kaplan Dr. Christian Jasper (kommissarischer Bonner Münsterpfarrer; Bonner Stadtjugendseelsorger): Ja, doch. Ich bin mit dem Palmsonntag, den Impulsen aus dem Oasentag und der Gemeinschaft gut in die Karwoche gestartet. Jetzt freue ich mich auf Ostern.
DOMRADIO.DE: Gibt es einem Impuls von dem Oasentag, den sie für die nächsten Tage nach Bonn mitgenommen haben?
Jasper: Vor allem habe ich mitgenommen, dass es sich lohnt, immer wieder auch selbst aufzutanken, weil man nur das weitergeben kann, was man vorher gehört oder mitgenommen hat. Insofern ist mein Vorsatz, mir in dieser Woche noch ein bisschen ruhige Momente auch zu gönnen.
DOMRADIO.DE: Sie sind bereits seit einigen Jahren Kaplan am Bonner Münster. Unbekannt ist Ihnen der Bonner Münster nicht. Was wird in diesem Jahr trotzdem anders sein?
Jasper: In diesem Jahr werde ich zum ersten Mal als Hauptzelebrant der Liturgie vorstehen, sowohl am Gründonnerstag als auch dem Karfreitag und der Osternacht. Das ist eine besondere Verantwortung, aber auch eine besondere Freude, diese Gottesdienste in einer so großartigen Kirche wie dem Bonner Münster feiern zu dürfen.
DOMRADIO.DE: Sie sind gleichzeitig Stadtjugendseelsorger. Zu dieser Aufgaben kommt die Stelle des Münsterpfarrer kommissarisch hinzu. Passen diese beiden Aufgaben gut zusammen?
Jasper: Ich bin seit ich in Bonn bin, sowohl Stadtjugendseelsorger als auch Kaplan der Münstergemeinde. Das ist eine Kombination, die sich als sehr gut erwiesen hat, weil es uns in den vergangenen Jahren gelungen ist, vielen jungen Menschen rund um das Bonner Münster eine Heimat zu geben. Deswegen hatten wir im Bonner Münster immer schon den Anspruch, die großen Liturgien auch für junge Menschen attraktiv zu gestaltet.
Wir laden zusätzlich rund um die Liturgien zu speziellen Angeboten für junge Leute ein. Zum Beispiel basteln wir am Gründonnerstag nachmittags Osterkerzen, am Karfreitag gehen wir einen Jugendkreuzweg und Ostersonntag laden wir abends zum Osterfeuer ein. So ergänzen sich die Aufgaben in der Münster Gemeinde und die des Stadtjugendseelsorger schon immer sehr gut.
DOMRADIO.DE: Die bevorstehenden Kar- und Ostertage sind ja der Höhepunkt des Kirchenjahres, Sie bieten auch eine Live-Übertragung der Gottesdienste an. Werden Sie in diesen wichtigsten Gottesdiensten überhaupt besondere Akzente setzen oder über ein bestimmtes Thema predigen?
Jasper: Die Predigten habe ich noch nicht abschließend vorbereitet. Aber in diesem Jahr werden wir an Gründonnerstag erstmals nach der Coronazeit wieder eine Fußwaschung durchführen. Wir wollen dieses ganz besondere Zeichen, dass Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht und damit einen Sklavendienst vollzieht, gerne wieder in die Liturgie einbauen, um so die Menschen zu inspirieren und zum Nachdenken zu bringen, was heute ihr Liebesdienst am nächsten sein könnte.
DOMRADIO.DE: Haben Sie sich da Papst Franziskus zum Vorbild genommen, der die Fußwaschung ebenso ganz bedeutend in den Fokus gesetzt hat?
Jasper: Es macht natürlich Mut, dass der Papst selbst auf diesen Aspekt von Caritas und Liebesdienst hinweist.
DOMRADIO.DE: Ihre Aufgabe als kommissarische Münsterpfarrer wird noch eine Weile andauern. Das Erzbistum beabsichtigt die Bekanntgabe des neuen Bonner Münsterpfarrers erst im Laufe des Jahres 2025. Wozu werden Sie die Zeit nutzen?
Jasper: Wir merken, dass mit Wolfgang Picken ein begeisterter Zelebrant, Prediger und Inspirator in der Pfarrei und rund um das Bonner Münster fehlt. Sein Verlust wird weiterhin eine Lücke lassen. Unsere Aufgabe ist es, die Zeit der Vakanz gut zu füllen. Wenn es uns gelingt, das Gemeindeleben, so wie es jetzt ist, eines Tages an einen Nachfolger zu übergeben, dann wäre schon viel gelungen. Es ist eine Aufgabe die Pfarrei, sowohl mit den Mitarbeitern als auch mit den vielen Ehrenamtlichen zusammenzuhalten, weil mit dem eigentlichen Pastor auch eine Integrationsfigur fehlt.
Dafür haben wir auch schon ein paar Ideen für neue Projekte mit Kunst- und Kulturschaffenden und jungen Leuten, um das Bonner Münster weiterhin mit der Gesellschaft im Gespräch zu halten. Eine sehr konkrete Aufgabe, die ansteht, ist es die Generalsanierung rund um das Bonner Münster zum Abschluss zu bringen. Da sind noch einige letzte Arbeiten offen.
DOMRADIO.DE: Was ist Ihr persönlicher Wunsch für die bevorstehenden Kar- und Ostertage?
Jasper: Ich wünsche mir selbst und den ganz viele Menschen, die mit uns feiern, dass wir diese Tage als existentielle Erfahrung erleben. Jesus Christus weicht dem Leid nicht aus. Er ist bei uns, auch wenn wir selbst Erlebnisse des Karfreitags haben, wenn wir trauern oder schmerzerfüllt sind. Er schenkt uns die neue Hoffnung, dass das Leben stärker ist als der Tod. Das tröstet mich und macht mir Mut, um in die Zukunft zu blicken. Ich wünsche mir, dass das möglichst viele Menschen erfahren können.
Das Interview führte Jan Hendrik Stens.