Bruder Frank zur 50-Jahr-Feier des Mariendoms in Neviges

"Kirche mit unwahrscheinlich schönen Ecken"

"Pilgerzelt" oder "Affenfelsen" - so wird der Mariendom in Velbert-Neviges oft bezeichnet. Ein Interview über die Besonderheiten des Baus, zum Gnadenbild und bevorstehenden Fest.

Wallfahrtskirche in Neviges / © Roland Rossner (KNA)
Wallfahrtskirche in Neviges / © Roland Rossner ( KNA )

DOMRADIO.DE: Hand aufs Herz: Hat Ihnen der Bau auf den ersten Blick gefallen?

Bruder Frank Krampf (Franziskanerbruder und Wallfahrtsleiter des Mariendoms in Velbert-Neviges): Ich habe 1996 das erste Mal die Kirche gesehen, mich damals mit der Architektur aber gar nicht beschäftigt. Ich kann mich gar nicht mehr an den ersten Eindruck erinnern. Ich feiere ja auch viele Gottesdienste in der Kirche und mache Führungen dort - ich finde, es ist eine sehr ansprechende und anspruchsvolle Kirche; eine, die unwahrscheinlich schöne Ecken hat. Ich kann nur empfehlen, sich beim ersten Besuch ein schönes Wetter wie heute auszusuchen, weil dann das Leuchten durch die Fenster für sich spricht. Ein trüber Tag macht es schwieriger. Die Kirche bietet so viele unterschiedliche Räume - da ist für jeden etwas dabei.

DOMRADIO.DE: Im Mariendom wird ja eine besondere Mariendarstellung verehrt. Wie sind die ersten Reaktionen der Wallfahrer auf den Dom?

Bruder Frank: Es kommen ganz viele Leute als Pilger hierher aber noch mehr an Architektur-Interessierte. Das Bild ist verschwindend klein und hängt an einer großen Säule, da müssen sich die Leute erst einmal mit beschäftigen. Bei einer Führung kann ich deutlich machen: Gott hatte von Anfang an mit Maria den Plan, selber Mensch zu werden, sodass unsere Kirche immer wieder an Weihnachten erinnert. Und ich finde, das ist etwas sehr Tolles.

DOMRADIO.DE: Die Geschichte der Wallfahrt in Neviges reicht zurück ins 17. Jahrhundert. Stört da so ein untraditioneller Bau nicht?

Bruder Frank: Die Marienwallfahrten gab es ja auch nicht schon immer. Die haben sich entwickelt, und ich glaube, Gott spricht immer in die jeweilige Zeit. Diese Kirche hat das Zweite Vatikanische Konzil aufgegriffen - mit den ganzen liturgischen Bewegungen - und die Wallfahrt mit dem Bild hat dort einen ganz eigenen Raum bekommen. Es ist anders als in der Kirche vorher, weil sich Gottesdienst Feiernde und Pilgernde, die das Bild besuchen, nicht ins Gehege kommen. Mein Eindruck ist sehr positiv. Das ist auch das, was ich an Rückmeldungen von den Menschen mitbekomme. Der Raum am Gnadenbild ist ja ein relativ kleiner Raum. Je nachdem, wie die Sonne durch das Fischfenster scheint und den Raum im Laufe des Tages in unterschiedlichen Farben erscheinen lässt, hat dieser auch etwas Intimes.

DOMRADIO.DE: Wie wird das Jubiläum des Mariendoms an Christi Himmelfahrt gefeiert?

Bruder Frank: Vor 50 Jahren ist das Gnadenbild aus der Pfarrkirche in den Mariendom übertragen worden. Damals mit Kardinal Frings. Das passiert ähnlich am Donnerstag mit unserem Erzbischof Rainer Kardinal Woelki. Wir beginnen um 9.30 Uhr mit einem Gebet in der Pfarrkirche; dann wird das Bild in den Mariendom getragen und um 10 Uhr wird der Gottesdienst mit Kardinal Woelki gefeiert. Ganz viele Messdiener der Gemeinde werden teilnehmen und ich bin gespannt, wer noch alles kommen wird. Anschließend wird es ein Fest auf unserem Domplatz geben. In den nächsten Tagen wird es weitergehen, zum Beispiel mit einem Tag der Architektur, an dem Professor Peter Böhm -einer der Söhne des Erbauers Gottfried Böhm- zur Architektur und Familie erzählt. Und wir werden historisches Filmmaterial vom Dombau in Neviges zeigen - von der Baustelle bis zur Einweihung.

Das Gespräch führte Milena Furman.


Quelle:
DR