Lourdesmesse in Neviges

"Das kleine Lourdes im Erzbistum Köln"

Der französische Wallfahrtsort Lourdes ist besonders bei Alten und Kranken beliebt. An diesem Sonntag ist diese Anziehungskraft auch im Erzbistum Köln spürbar - genauer in Neviges. Warum, erklärt Bischofsvikar Markus Hofmann.

Madonna vor der Lourdesgrotte / © Maike Müller (KNA)
Madonna vor der Lourdesgrotte / © Maike Müller ( KNA )

domradio.de: Warum ausgerechnet Neviges und nicht der Kölner Dom?

Monsignore Dr. Markus Hofmann (Bischofsvikar für die internationale Seelsorge im Erzbistum Köln): Neviges ist ein alter marianischer Wallfahrtsort im Erzbistum Köln. Seit 1681 kommen Wallfahrer dorthin, weil auch dort eine Heilung eines Kranken geschehen ist und seitdem viele Gebetserhörungen verzeichnet sind. Neviges ist ein bisschen das kleine Lourdes im Erzbistum Köln.

domradio.de: Es ist aber viel älter, oder?

Hofmann: Es ist älter. Es ist der erste Wallfahrtsort nördlich der Alpen, an dem die unbefleckt empfangene Gottesmutter Maria an einer Wallfahrtstätte verehrt worden ist. Diese Tradition in Neviges wollen wir vom deutschen Lourdes-Verein in Köln zusammen mit den Franziskanern vor Ort, der Gottesdienstgemeinde und einem Chor der italienischen Mission Wuppertal fortführen, um so auch die Internationalität, die es in Lourdes gibt, ein wenig im Gottesdienst heute um 17.00 Uhr in Neviges zu erleben.

domradio.de: An diesem Samstag war der "Lourdes-Tag", der Tag der ersten Erscheinung. Sie waren selbst vor Ort. Was macht für Sie diese Anziehungskraft von Lourdes aus?

Hofmann: Lourdes ist ein Ort, der bis heute Millionen von Menschen anzieht. Wir haben von den Verantwortlichen vor Ort in diesen Tagen gehört, dass die Zahl der Pilger wieder zunimmt, was natürlich sehr erfreulich ist. Es sind nicht nur alte und kranke Menschen dort, sondern auch viele junge Menschen. Wir werden im August dieses Jahres vom Lourdes-Verein aus eine Jugendwallfahrt dorthin durchführen. Es ist großartig zu sehen, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft - neuerdings auch verstärkt aus Asien - dorthin kommen, sich zu Hause fühlen und Maria als ihre Mutter verstehen und erfahren, dass sie dort Orientierung, Stärkung und Trost finden - gerade auch in der Gemeinschaft mit vielen anderen. Dies geschieht im friedlichen Miteinander, was heute angesichts unserer weltweiten Situation ein besonderer Wert ist und besonderer Erfahrung verdient.

domradio.de: Die Erscheinungsstelle, die Grotte, ist an einem kleinen Fluss gelegen. Der Ort ist recht klein und übersichtlich. Spielt auch die Atmosphäre eine Rolle, dass Lourdes eine solche Anziehungskraft hat?

Hofmann: Menschen, die schon einmal in Lourdes gewesen sind, berichten vielfach davon, dass sie dort tatsächlich eine Atmosphäre erfahren konnten, die sie so anderswo noch nicht erlebt hatten. Deswegen kommen viele auch wieder und sagen, dass sie an diese Erfahrung anknüpfen möchten. Es sind nicht nur die Kranken, die auf Heilung hoffen, sondern es sind von der Anzahl her viel stärker noch die Menschen, die eine innerliche Wandlung erfahren und die daran gerne anknüpfen möchten.

domradio.de: Wie kann man das bei uns im Erzbistum spürbar machen?

Hofmann: Wir werden heute Abend um 17.00 Uhr die Heilige Messe in Neviges mit Liedern, die auch in Lourdes gesungen werden, feiern, damit diejenigen, die schon dort waren, auch daran anknüpfen können. Wir werden im Anschluss an die Messe eine Lichterprozession mit dem nevigeser Gnadenbild durchführen und das Ave von Lourdes singen. Wir werden uns der Gottesmutter empfehlen und auf diese Weise deutlich machen, dass Lourdes auch hier bei uns lebendig ist. Wir werden dazu einladen, an den verschiedenen Wallfahrten, die der Lourdes-Verein in diesem Jahr unternimmt, teilzunehmen. Vor und nach Pfingsten werden wir mit vielen kranken Menschen wieder nach Lourdes fahren. Die Malteser werden uns dabei unterstützen. Das ist eine ganz besondere Erfahrung, so etwas einmal mitzumachen.

domradio.de: Sie sprachen davon, dass gerade in der heutigen Zeit, in der sich die Menschen nach Frieden sehen, Lourdes ein Anziehungspunkt sein kann. Was sagt uns die Geschichte von Lourdes, die Marienerscheinung vor knapp 160 Jahren, heute - im 21. Jahrhundert?

Hofmann: Sie sagt uns auch heute noch sehr viel: Zum einen macht sie deutlich, dass Maria nicht eine Frau aus ferner Vergangenheit ist, oder nur die Mutter Jesu, die dann in der Geschichte verschwunden ist. Sondern Maria kümmert sich noch heute um uns, wie auch das Zweite Vatikanische Konzil festgestellt hat. Sie kümmert sich um uns, ihre Kinder. Jesus hat uns - seine Jünger - seiner Mutter vom Kreuz aus anvertraut. Diese mütterliche Sorge, dieser Trost, diese Nähe sind es, die lebt sie. Das ist in Lourdes - wie auch in anderen Städten - deutlich geworden. Ein weiterer Punkt ist das Dogma der Unbefleckten Empfängnis, was heute sicherlich nicht ganz leicht nachzuvollziehen und zu verstehen ist. Es ist aber mit Sicherheit ein wichtiger Teil unseres Glaubens, der deutlich macht: Wahre Schönheit kommt von innen. Das ist nicht nur ein Werbespot einer Getränkefirma aus der Vergangenheit, sondern das ist ein Psalmvers, den diese Firma übernommen hat. Das macht die unbefleckt empfangene Gottesmutter deutlich: Ihre Schönheit, ihre Faszination, ihre Attraktivität sind ungebrochen. Millionen kommen zu ihr - bis heute. Diese Schönheit kommt von innen und ist für uns ein Orientierungspunkt. Auch wir werden durch Schönheit ja heute noch angezogen werden.

domradio.de: Dieser Lourdes-Tag gestern, der 11. Februar, wird seit 1993 auch als Welttag der Kranken gefeiert. Vor vier Jahren machte der Tag viele Schlagzeilen, als Papst Benedikt seinen Amtsverzicht ankündigte. Wird das heute auch noch eine Rolle spielen, wenn Sie sich in Neviges versammeln?

Hofmann: Dieses Jahr begehen wir den 25. Welttag der Kranken, den der heilige Papst Johannes Paul II. eingeführt hat. Der erste fand damals auch in Lourdes statt. Deswegen hat es gestern und gibt es heute große Feierlichkeiten. Der päpstliche Delegat, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, ist eigens mit drei weiteren Kardinälen angereist. Natürlich sind heute noch die Besuche der Päpste - Johannes Paul und Benedikt waren da - in Lourdes deutlich: Man sieht Bilder und Erinnerungsgegenstände, die daran erinnern. Ich denke, dadurch, dass Papst Benedikt weiter unter uns ist und zwar zurückgezogen, aber still seinen Dienst ausführt, ist er weiter präsent. Ich bin sicher, dass viele Pilger dieses Vorbild des Dienstes für die Kirche im stillen Gebet auch wahrnehmen und dadurch ermutigt werden.

Das Interview führte Matthias Friebe.


Domkapitular Msgr. Dr. Markus Hofmann / © screenshot
Domkapitular Msgr. Dr. Markus Hofmann / © screenshot
Quelle:
DR