Das Sterben müsse die Gesellschaft stärker als Bestandteil des Lebens begreifen, forderte Elke Büdenbender. "Der Tod ist durch Corona stärker ins Bewusstsein gerückt, vor allem die erschreckenden Bilder und die Zahlen", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). "Wir müssen mehr über den Tod und unsere Vorstellung davon sprechen". Sie und ihr Mann Frank-Walter Steinmeier hätten zum Beispiel eine Patientenverfügung gemacht. "Mich beruhigt das", so die Juristin.
Nierenkrankheit ließ Büdenbender ins Wanken geraten
Seit einer Nierentransplantation gehört sie zu der besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppe. So sei sie "heilfroh" gewesen, als sie sich wegen der Priorisierung endlich hätte impfen lassen können. Sie habe bereits ihre vierte Corona-Impfung erhalten und sei im Alltag sehr vorsichtig.
In ihrem Buch "Der Tod ist mir nicht unvertraut", das sie gemeinsam mit dem Medizinethiker Eckhard Nagel geschrieben hat, berichtet sie, wie ihr Mann einmal an ihrem Bett geweint habe, als es ihr vor der Nierentransplantation sehr schlecht gegangen sei. Sie habe gezögert und lange überlegt, ob sie diese Szene im Buch verwenden solle.
Büdenbender: Zuversicht durch Familie und Freunde
"Am Ende waren wir uns einig: So ist das Leben. Wir alle können an Punkte kommen, an denen man merkt, wie sehr das eigene Leben ins Wanken gerät. Ich finde es keine Entblößung zu zeigen, dass auch jemand, der ein hohes Amt bekleidet, solche Momente hat. Es zeigt, wie der Mensch ist. Jeder von uns", sagte Büdenbender den Funke-Zeitungen.
Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch sagte die Richterin, ihr Mann, ihre Tochter und sie selbst feierten den Tag ihrer Transplantation "jedes Jahr aufs Neue". Büdenbender wörtlich: "Ich lebe! Es ist ein Geschenk der Liebe, das mein Mann mir damit gemacht hat. Mir haben in diesen schwierigen Zeiten meine Familie und enge Freunde Zuversicht gegeben."
Als Gesellschaft mit dem Tod beschäftigen
Mit Blick auf die Pandemie sprach sie von "Folgewirkungen" für die Gesellschaft. Wenn Menschen erlebten, wie sie einen Angehörigen ins Krankenhaus brächten "und dann einen geschlossenen Sarg" zurückbekämen, hinterlasse das Wunden. "Wenn keine Verbitterung zurückbleiben soll, müssen wir uns als Gesellschaft auch damit beschäftigen", sagte Büdenbender.