Büste von französischem Kardinal aus NS-Zeit beschmiert

Empörung in Toulouse

Im südfranzösischen Toulouse ist die Büste eines Kardinals und Juden-Verteidigers aus der NS-Zeit beschmiert worden. Er gilt als Symbol des Widerstands gegen die Deportation von Juden unter der deutschen Besatzung.

Südfrankreichs Kulturmetropole Toulouse: Rollstuhlfahrer am Ufer der Garonne. Im Hintergrund das Hospital Saint Jacques, das auf zwei Pilgerhospize auf dem Jakobsweg nach Santiago zurückgeht. / © Alexander Brüggemann (KNA)
Südfrankreichs Kulturmetropole Toulouse: Rollstuhlfahrer am Ufer der Garonne. Im Hintergrund das Hospital Saint Jacques, das auf zwei Pilgerhospize auf dem Jakobsweg nach Santiago zurückgeht. / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Das Bronzebildnis von Erzbischof Jules Saliege (1870-1956) neben der Kathedrale Saint-Etienne sei durch anarchistische Aufschriften unkenntlich gemacht worden, berichtet die Zeitung "La Croix" (online Montag). Unter anderem stand dort zu lesen: "Weder Gott noch Herr". Stadt und Erzbistum Toulouse reagierten empört. Die Reinigung ist laut Bericht bereits im Gange.

Erzbischof Guy de Kerimel erklärte am Morgen: "Das Bild dieses Mannes zu entweihen bedeutet, seinen mutigen Einsatz zu leugnen; und es bedeutet, das Andenken an die Juden von gestern und von heute zu entweihen." Auch der Regionalpräsident der jüdischen Einrichtungen in Frankreich (Crif), Franck Touboul, verurteilte den Akt des Vandalismus. Die Bewohner von Toulouse müssten von dieser Tat schockiert sein. Sie attackiere die Erinnerung an einen Mann, der "im Zweiten Weltkrieg ein Gerechter unter den Völkern und ein Beispiel für Mut" gewesen sei.

Symbol des Widerstands

Kardinal Saliege gilt als ein Symbol des Widerstands gegen die Deportationen von Juden unter deutscher Besatzung. In einem Hirtenbrief vom August 1942 kritisierte er die Deportationen als unmenschlich und als eine massive Verletzung christlicher und französischer Werte. Juden seien für Christen Brüder und Schwestern wie alle anderen Menschen. Vergeblich versuchte das Vichy-Regime, die Verlesung des Briefes zu verhindern, der jedoch ein breites Echo fand.

Papst Pius XII. (1939-1958) nahm Saliege am 18. Februar 1946 ins Kardinalskollegium auf; am selben Tag wie die drei deutschen (Erz-)Bischöfe von Köln, Münster und Berlin, Josef Frings, Clemens August Graf von Galen und Konrad Graf von Preysing.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA