Unter dem Motto "Glaube, Liebe, Fußball" gründen Borussia Dortmund und das Erzbistum Paderborn das Bau- und Sozialprojekt "BVB-Gründerkirche". Anlass ist die fällige Sanierung der Dreifaltigkeitskirche in der Dortmunder Nordstadt, wie Vertreter von Kirche und Verein am Montag vor Ort vor Journalisten mitteilten.
Die Kirchengemeinde war Ausgangspunkt für die Gründung des BVB im Dezember 1909. Neben Umbau und Sanierung des Kirchengebäudes umfasst das Projekt eine Vielzahl sozialer und karitativer Initiativen der im dortigen Borsigplatz-Viertel.
Zweites Gesicht der Vereinsgeschichte
Die Dreifaltigkeitskirche sei neben dem Borsigplatz das zweite Gesicht der Vereinsgeschichte, so BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer. Daher wolle man mit dem Projekt einerseits "ein Stück Erinnerung aufrechterhalten". Andererseits gelte der vom Gründungsmitglied des Vereins, Franz Jacobi, einst formulierte Anspruch bis heute: "Die Qualität eines Fußballvereins zeigt sich darin, wie er seinen sozialen Aufgaben gerecht wird."
Für den Generalvikar des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, verkörpert das Projekt ein Zukunftsbild von Kirche. Dazu gehörten Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Partnern, auch in einem Sozialraum, in dem Kirche sonst eher nicht vertreten ist. "Wir engagieren uns aus gläubigem und menschlichem Antrieb heraus", so Bredeck.
Fan-Dasein ernst nehmen
"Wir als Kirche brauchen das Gebäude nicht mehr wirklich", so Gemeindereferent Karsten Haug gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Für den BVB sei die Kirche aber wichtig. So stamme die Idee zu dem Projekt vom früheren BVB-Fan-Beauftragten Olaf Suplicki. Dieser habe es bis zu seinem plötzlichen Tod Anfang des Jahres massiv vorangetrieben.
Haug sieht seine Kirche in der Pflicht, Menschen auch in ihrem Fan-Dasein ernst zu nehmen: "Hier dürfen sie sein, wie sie sind, und sich so vor Gott stellen." Vor dem Finale am 1. Juni will Haug aber keine Andacht anbieten – allenfalls danach einen Dankgottesdienst.
Brennpunkt Dortmunder Nordstadt
Die multikulturelle Nordstadt ist Dortmunds größter und am dichtesten besiedelter Stadtteil mit einer überdurchschnittlich hohen Jugendarbeitslosigkeit. Zu den geplanten Initiativen gehören Sprachkurse, Bildungsangebote, interkulturelle und -religiöse Treffen, Spiel- und Bücherausleihe, Seniorenmittagstische, seelsorgliche Angebote, gottesdienstliche Feiern und Veranstaltungen für Fußballfans.
Ein eigens dafür eingestellter Sozialarbeiter soll Initiativen koordinieren und Kooperationspartner gewinnen. Getragen werden sollen die Projekte von Ehrenamtlichen, die eine Aufwandsentschädigung erhalten.
Veranstaltung und Dauerausstellung
Die Kirche selbst wird den Plänen zufolge energetisch saniert und im Inneren umgebaut. Neben Räumen für Gespräche und kleinere Veranstaltungen ist an den Seiten des Hauptschiffs eine Dauerausstellung geplant. So zeigt eine Seite unter dem Motto "Glaube", "Borussia", "Dreifaltigkeit" die Geschichte des Stadtviertels und des Fußballvereins. Auf der anderen soll es um das heutige Stadtviertel und seine Menschen gehen, so Haug.
Zur bisherigen Orgelempore hinauf ist eine Tribüne geplant, die bei größeren Veranstaltungen als Zuschauerraum genutzt wird. Hinter einer kirchenraumhohen multifunktionalen Glaswand soll im bisherigen Altarraum ein Gottesdienstraum erhalten bleiben.
Die Gesamtkosten beziffern die Verantwortlichen, Erzbistum, BVB und Förderverein, auf einen "höheren einstelligen Millionenbetrag". Über die Aufteilung machten sie keine Angaben. Während des Umbaus ist neben der Kirche ein "Welcome-Zelt" geplant, das als Anlaufstelle und Veranstaltungsraum dienen soll.