Care kümmert sich um notleidende Menschen

Zum Jubiläum werden Pakete gepackt

Einst waren es Nahrungsmittelpakete, heute geht es um die Versorgung von Kriegsflüchtlingen oder die Hilfe für Opfer von Naturkatastrophen. Seit über 70 Jahren kümmert sich die Hilfsorganisation Care um notleidende Menschen.

Autor/in:
Angelika Prauß
Ein amerikanisches Care-Paket aus Österreich / © Gregor Fischer (dpa)
Ein amerikanisches Care-Paket aus Österreich / © Gregor Fischer ( dpa )

Zehn Millionen Care-Pakete sicherten den Deutschen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges das Überleben. Ab dem 9. Mai 1946 unterstützte die internationale Hilfsorganisation die hungernde Bevölkerung in Europa. Es war die größte Hilfsaktion der Nachkriegsgeschichte. Auch heute sind unzählige Menschen in der Welt auf Unterstützung angewiesen. Deshalb ist Care zum 70-jährigen Jahrestag des Engagements nicht wirklich zum Feiern zumute - die Organisation hat stattdessen einen Spendenaufruf gestartet. Bis zum 15. Juli - dem Jahrestag der Ankunft der ersten Care-Pakete in Deutschland - wird um Geldspenden gebeten.

Care-Pakete für Familien in Krisengebieten

Mit der Jubiläumsaktion wolle Care "eine Brücke vom Gestern zum Heute schlagen", erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von Care Deutschland. Ziel sei es, 70.000 Spenden-Care-Pakete für Familien in Krisengebieten zu sammeln, "die heute die gleiche Not und Verzweiflung erfahren wie Familien einst bei uns in Deutschland". Diese Hilfe werde "dringender gebraucht denn je". Schließlich seien heute erstmals wieder "so viele Menschen auf der Flucht wie nach dem Zweiten Weltkrieg", sagt Zentel.

Unterstützung nach dem Zweiten Weltkrieg

Ähnlich kritisch war die Situation im November 1945, als Care als Zusammenschluss 22 nichtstaatlicher Hilfsorganisationen in New York gegründet wurde. Die Initialzündung gab die Not nach dem Kriegsende in Europa: Allein in Deutschland waren damals 20 Millionen Flüchtlinge, Vertriebene und Bombenevakuierte dringend auf Hilfe angewiesen. Mangelkrankheiten grassierten, erschütternde Bilder gingen um die Welt. Sie zeigten Menschen, die in Kellerlöchern ihr Dasein fristeten oder Kinder und gebrechliche Alte, die auf Müllkippen alliierter Offiziersmessen nach Essbarem suchten. Nach einem Deutschland-Besuch drangen Care-Mitarbeiter darauf, auch das verfemte Land in die Hilfe für Europa einzubeziehen.

Der Name der Organisation bedeutet im Englischen "Sorge tragen, sich kümmern". Zugleich ist Care die Abkürzung für "Cooperative for American Remittances to Europe" (Zusammenschluss für amerikanische Lieferungen nach Europa).

Luftbrücke während der Berlin-Blockade

Die Deutschen verbinden besonders die "Care-Pakete" mit der Initiative. Besonders wichtig wurden sie während der Berlin-Blockade vom Juni 1948 bis Mai 1949. Die Westmächte starteten damals unter Federführung der Amerikaner mit der "Luftbrücke" eine logistische Meisterleistung. Die 2,2 Millionen Einwohner West-Berlins wurden mit Frachtmaschinen versorgt. 380 amerikanische und britische Frachtflugzeuge - die sogenannten Rosinenbomber - beförderten in den Folgemonaten mehr als 2,3 Millionen Tonnen Hilfsgüter.

Bis 1960 half Care in Deutschland - nicht nur mit den berühmten Nahrungsmittelpaketen, sondern gezielt auch mit anderem Inhalt, etwa Kleidung, Materialien für den Schulbesuch oder Nähmaschinen. Der Ansatz, der noch heute gilt: weg von der Nothilfe hin zu längerer Unterstützung, um den Menschen wieder zu einem eigenen Auskommen zu verhelfen. Die Hilfsorganisation legt ihren Schwerpunkt auf nachhaltige Entwicklung, besonders auf die Unterstützung von Frauen und Mädchen.

Bis 1980 war Care ausschließlich von den USA aus tätig, dann wurde als zweites Mitglied Care Deutschland gegründet. Heute existiert eine Konföderation von 14 Care-Mitgliedern, in Europa, Kanada, Australien, Japan, Indien, Thailand und Peru. Derzeit ist Care in 90 Ländern mit über 10.000, meist lokalen Mitarbeitern aktiv.

Humanitäre Unterstützung von Flüchtlingen

Besonderes Augenmerk legt die Organisation derzeit auf die humanitäre Unterstützung von Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Europa. Da sich die Fluchtkorridore ständig ändern, würden keine festen Zentren vor Ort aufgebaut, erklärt Zentel. Vielmehr werde "dynamisch und mobil" geholfen, etwa auf dem Balkan. "Wir geben Flüchtlingen eine Tragetasche mit Nahrungsmitteln, Wasser und Babynahrung mit - auch eine moderne Form des Carepakets."

Von dem bis zum Sommer gespendeten Geld sollen Menschen in den derzeitigen Krisengebieten individuelle Hilfe bekommen: im Nordirak etwa mit Trinkwasser und Latrinen, in Syrien mit Unterkünften, Überlebens- und Säuglingspaketen und in Flüchtlingscamps in 40 Krisengebieten mit Schulpaketen, Betreuung, Ausbildung und Starthilfe für den Neuanfang - so wie einst im Nachkriegsdeutschland.


Quelle:
KNA