Caritas-Chefin fordert politische Strategie gegen Obdachlosigkeit

Zur Daueraufgabe machen

Berlin ist die Hauptstadt der Obdachlosigkeit. Die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe fordert eine nachhaltige politische Strategie, denn dieses Problem sei eine ganzjährige politische Aufgabe, so die Vorsitzende Kostka.

Obdachloser im Regierungsviertel in Berlin / © Kay Nietfeld (dpa)
Obdachloser im Regierungsviertel in Berlin / © Kay Nietfeld ( dpa )

Allein in Berlin gebe es schätzungsweise 20.000 wohnungslose Menschen, erklärte die Vorsitzende der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (KAGW) Ulrike Kostka am Montag in der Hauptstadt. Bis zu 6.000 obdachlose Menschen lebten auf der Straße. Angesichts des Mangels an Wohnraum werde das Problem immer größer, sagte Kostka, die zugleich Berliner Caritasdirektorin ist. Es mache sich inzwischen auch in mittleren Großstädten bemerkbar. Die Politik müsse den Kampf gegen Wohnungslosigkeit ganzjährig zu ihrer Aufgabe machen. Nur Notfallmaßnahmen wie im Rahmen der "Berliner Kältehilfe" reichten nicht aus.

Ausbau medizinischer und psychologischer Hilfen

Kostka äußerte sich bei einem Tag der offenen Tür in der Zentralen Beratungsstelle für Menschen in Wohnungsnot in Berlin-Tiergarten. Sie würdigte die vor 38 Jahren gegründete ökumenische Einrichtung als "Pionier" der Wohnungslosenhilfe in Berlin. Träger sind der Caritasverband und die Berliner Stadtmission. Auch der Berliner Sozialstaatssekretär Alexander Fischer (Linke) nannte die Beratungsstelle einen wichtigen Baustein im Hilfesystem. Berlin sei nicht nur die "Hauptstadt der Obdachlosigkeit", sondern auch die "Hauptstadt der Hilfsbereitschaft". Fischer kündigte an, der Senat wolle präventive, medizinische und psychologische Hilfen für wohnungslose Menschen ausbauen. Notwendig sei überdies eine "Kultur der Kooperation" im Hilfesystem, das bislang vor allem spezialisiert worden sei.

Zahl der Klienten hat sich verdoppelt

Wie Fischer forderte der Vorstand der Berliner Stadtmission, Pfarrer Joachim Lenz, Hilfen auch für bislang nicht anspruchsberechtigte Wohnungslose anzubieten, die etwa aus anderen Staaten stammen. Besondere Hilfen seien auch für demente Obdachlose erforderlich. Die Zentrale Beratungsstelle in Berlin-Tiergarten half nach Angaben der Sozialarbeiterin Elfriede Brüning im vergangenen Jahr in 2.800 Fällen. Seit 2004 habe sich die Zahl der Klienten mehr als verdoppelt. Knapp die Hälfte von ihnen stammt nicht aus Deutschland. Die Zentralstelle bietet unter anderem besondere Beratung für Zuwanderer aus Südosteuropa und Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer in elf Sprachen an.


Quelle:
KNA
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