Caritas-Chefin warnt vor Sozial-Kürzungen in Ostdeutschland

Muss verlässlich und glaubwürdig sein

Zum Tag der Deutschen Einheit warnt die Caritas die Bundesregierung davor, das Netz sozialer Hilfen in Ostdeutschland zu gefährden. Das spiele demokratiefeindlichen Kräften in die Hände, so die Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.

Symbolbild Frau mit leerem Geldbeutel  / © Chester-Alive (shutterstock)
Symbolbild Frau mit leerem Geldbeutel / © Chester-Alive ( shutterstock )

Nach der Wiedervereinigung seien in den östlichen Bundesländern Hilfsangebote öffentlicher und privater Träger entstanden, die auf die speziellen Nöte der Bevölkerung ausgerichtet seien, erklärte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Montag in Berlin. "Wer die Knoten des sozialen Netzes durchschneidet, spielt demokratiefeindlichen Kräften in die Hände."

Erhebliche Folgen 

Welskop-Deffaa warnte vor den im Bundeshaushalt geplanten Kürzungen im Sozialbereich. "Insbesondere in den neuen Bundesländern kann das Vertrauen in unser System der Daseinsvorsorge, das soziale Sicherheit auf viele Schultern verteilt, leicht erschüttert werden – mit erheblichen Folgen für die Zustimmung zu unserer freiheitlichen Ordnung," erläuterte die Caritas-Präsidentin. 

Armut in Familien bedeutet Kinderarmut / © Ira Shpiller (shutterstock)
Armut in Familien bedeutet Kinderarmut / © Ira Shpiller ( shutterstock )

Die Folgen der DDR-Jahre und der Transformationszeit wirkten bis heute nach. "Gebrochene Erwerbsbiographien mit niedrigen Alterssicherungsansprüchen, geringere Privat-Vermögen, demographische Dellen – das alles macht es in diesem Teil des Landes besonders wichtig, dass die Zusage sozialer Sicherheit verlässlich eingelöst und glaubwürdig beibehalten wird."

Wer in seinem Leben bereits mehrfach habe erleben müssen, dass zentrale Institutionen zusammenbrechen, sei nach Pandemie, Energiepreisschock und Kriegsbildern aus der Ukraine "besonders empfänglich für Abbruch-Geräusche im Gebälk des sozialen Gerüsts".

Vitaler Teil der sozialen Infrastruktur

Welskop-Deffaa bezeichnete den Aufbau eines vielfältigen sozialen Netzes in Ostdeutschland als einen zentralen Erfolg der Wiedervereinigung. Das Spektrum reiche von der Schuldnerberatung der AWO über die Migrationsberatung der Diakonie bis zu Altenhilfeeinrichtungen der Caritas. 

Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

"In dem Teil unseres Landes, in dem Christen und Christinnen mehr als 40 Jahre lang aus dem öffentlichen Leben gedrängt wurden, ist es für uns eine Freude, dass wir heute auch dort ein vitaler Teil der sozialen Infrastruktur sind," sagte sie unter Verweis auf die über 1.400 Einrichtungen und Dienste, 36.000 hauptamtliche Beschäftigte und Tausende Ehrenamtliche der Caritas in den östlichen Bundesländern. "Die Menschen in den Umbruchsregionen Deutschlands, gerade im Osten, aber auch im Ruhrgebiet und in den strukturschwachen Regionen des Saarlandes, Hessens oder Bayerns, brauchen die Sicherheit, dass das soziale Netz sie bei Notlagen auffangen wird."

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA