Caritas International lobt EU-Kürzungspläne der Agrarsubventionen

Kehrtwende in Brüssel?

Caritas International begrüßt die Pläne der EU, Exportsubventionen nach Afrika abzuschaffen. Momentan seien tiefgefrorene Hähnchen aus Europa teilweise billiger als vor Ort produzierte, erklärt Caritasreferent Klitsch-Ott.

Unfaire Konkurrenz (dpa)
Unfaire Konkurrenz / ( dpa )

domradio.de: Was wissen Sie über betreffende Pläne des EU-Agrarkommissars Dacian Ciolos?

Christoph Klitsch-Ott (Referatsleiter Afrika und Naher Osten bei Caritas International): Letztendlich kommt das auch für mich durchaus überraschend. Das Thema Agrarsubventionen durch die europäische Gemeinschaft ist seit Jahrzehnten ein Streitthema zwischen Nichtregierungsorganisationen und den entsprechenden Ministerien oder EU-Strukturen. Es werden mit hohen Beträgen europäische Agrarprodukte subventioniert und dann auf dem Weltmarkt, vor allem in Afrika verkauft und das zerstört Produktionsstrukturen in Afrika oder lässt sie gar nicht erst hochkommen. Das ist natürlich ein politisch brisantes Thema.

domradio.de: Schon in der Ankündigung steckt Brisanz: Zwar sind die Exporthilfen in den vergangenen zehn Jahren drastisch gesunken. 2012 betrug die Förderung aber immerhin noch 147 Millionen Euro. Wird das politisch denn machbar sein, was sich der EU-Agrarkommissar vorgenommen hat?

Klitsch-Ott: Nun wie sie sagen, es ist brisant, es ist eine Subvention für europäische Landwirte, die seit vielen Jahren und Jahrzehnten besteht und ich gehe jetzt nicht davon aus, dass ab morgen diese Subventionen gestoppt sind. Auf jeden Fall ist es wichtig und gut, dass der zuständige EU-Kommissar dieses Thema auf die Agenda gesetzt hat. Ich gehe davon aus, dass er dafür die Unterstützung von allen entwicklungspolitischen Organisationen bekommen wird, aber es wird große Widerstände der Bauernorganisationen und eben auch aus den EU-Mitgliedsstaaten geben, wo der Agrarsektor eine wichtige Rolle spielt.

domradio.de: Wie wirkt sich das denn auf den afrikanischen Lebensmittelmarkt aus, wenn diese Subventionen tatsächlich dann eines Tages wegfallen?

Klitsch-Ott: Es würde für viele Bauern die Möglichkeit bieten, wieder kostendeckend Nahrungsmittel zu produzieren. Das geht teilweise um Hähnchen. Es gibt das Beispiel, wo tiefgefrorene Hähnchen aus Europa billiger sind als in Afrika produzierte. Es geht in manchen Ländern um die Reisproduktion, um Getreideproduktion, teilweise auch um Rindfleisch und in diesen Gebieten werden dann afrikanische Bauern auch wieder zu marktgünstigen Preisen kostendeckend arbeiten können und die Leute können sich ein Einkommen selber erwirtschaften.

Das Interview führte Hilde Regeniter


Quelle:
DR