Caritas international sieht Gazahilfe aus der Luft skeptisch

"Gefährlich und kostenintensiv"

Die Bundeswehr beteiligt sich am Abwurf von Hilfsgütern über dem Gaza-Streifen. Die Hilfsorganisation Caritas international sieht die Abwürfe kritisch und fordert stattdessen Hilfskorridore am Boden, um die Hilfe gerecht zu verteilen.

Die US-Luftwaffe wirft humanitäre Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen ab. Verteidigungsminister Pistorius hat grünes Licht für den Abwurf von dringend benötigten Hilfsgütern über dem Gazastreifen durch die deutsche Luftwaffe gegeben. / © Mahmoud Essa/AP (dpa)
Die US-Luftwaffe wirft humanitäre Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen ab. Verteidigungsminister Pistorius hat grünes Licht für den Abwurf von dringend benötigten Hilfsgütern über dem Gazastreifen durch die deutsche Luftwaffe gegeben. / © Mahmoud Essa/AP ( dpa )

Caritas international sieht die geplanten Hilfsgüterabwürfe über Gaza durch die Bundeswehr kritisch. "Ich begrüße, dass die deutsche Bundesregierung die humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen intensiviert. Den nicht ungefährlichen und zudem kostenintensiven Abwurf von Hilfsgütern durch die Luftwaffe halte ich dabei allerdings für nicht zielführend", sagte der Caritas-international-Chef Oliver Müller der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch.

Oliver Müller, Leiter von Caritas international in Deutschland / © Harald Oppitz (KNA)
Oliver Müller, Leiter von Caritas international in Deutschland / © Harald Oppitz ( KNA )

Eine kontrollierte Verteilung sei per Fallschirmabwurf unmöglich, so Müller. "Wirksame humanitäre Hilfe, die vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen erreicht, muss über den Landweg erfolgen, damit Hilfsorganisationen wie die Caritas die Verteilung koordinieren können."

Öffnung der Grenzen gefordert

Caritas international forderte die Öffnung von sicheren Hilfskorridoren. "Es braucht die Öffnung der Grenzen für humanitäre Hilfe, nicht den unkontrollierbaren Abwurf von Paketen aus der Luft."

Laut Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll sich die Bundeswehr ab Ende der Woche an Hilfsgüterabwürfen beteiligen. Die Bundeswehr stelle dafür zwei Flugzeuge bereit. Sie könnten pro Einsatz je 18 Tonnen Hilfsgüter abwerfen.

Schleppende humanitäre Hilfe 

Unterdessen hat Israel erstmals seit Beginn des Gazakriegs am 7. Oktober humanitäre Hilfslieferungen über einen Grenzübergang im Norden des Gazastreifens zugelassen. Die israelische Armee sprach am Mittwoch von einem Pilotprojekt. Dabei passierten zunächst sechs Lastwagen die Grenze.

Die schleppende humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen steht in der Kritik. Nach Angaben des Welternährungsprogramms bräuchte es täglich 300 Lastwagenlieferungen, um die rund 2,2 Millionen Palästinenser mit dem Nötigsten zu versorgen. Tatsächlich erreichen gegenwärtig etwa 100 Lastwagen das Gebiet.

Asselborn warnt vor historischen Fehlern zur Lage im Gazastreifen

Der scheidende luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat eine klare Sprache der Europäischen Union gegenüber Israel gefordert. Es stimme zwar, dass die Hamas Krankenhäuser als Schutzschilde nutze, sagte er am Montag bei einem EU-Außenministertreffen in Brüssel.

Man müsse aber dennoch auch den Mut haben, den Freunden in Israel zu sagen, dass man Hilfsorganisationen wie den Ärzten ohne Grenzen und dem Chef der Weltgesundheitsorganisation zuhören müsse.

Palästinenser tragen ein Kind aus dem von einem Raketenangriff getroffenen Ahli Arab Krankenhaus in Richtung Al-Shifa Krankenhaus im Gazastreifen.  / © Mohammad Abu Elsebah (dpa)
Palästinenser tragen ein Kind aus dem von einem Raketenangriff getroffenen Ahli Arab Krankenhaus in Richtung Al-Shifa Krankenhaus im Gazastreifen. / © Mohammad Abu Elsebah ( dpa )
Quelle:
KNA