Caritas international sieht die geplanten Hilfsgüterabwürfe über Gaza durch die Bundeswehr kritisch. "Ich begrüße, dass die deutsche Bundesregierung die humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen intensiviert. Den nicht ungefährlichen und zudem kostenintensiven Abwurf von Hilfsgütern durch die Luftwaffe halte ich dabei allerdings für nicht zielführend", sagte der Caritas-international-Chef Oliver Müller der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch.
Eine kontrollierte Verteilung sei per Fallschirmabwurf unmöglich, so Müller. "Wirksame humanitäre Hilfe, die vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen erreicht, muss über den Landweg erfolgen, damit Hilfsorganisationen wie die Caritas die Verteilung koordinieren können."
Öffnung der Grenzen gefordert
Caritas international forderte die Öffnung von sicheren Hilfskorridoren. "Es braucht die Öffnung der Grenzen für humanitäre Hilfe, nicht den unkontrollierbaren Abwurf von Paketen aus der Luft."
Laut Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll sich die Bundeswehr ab Ende der Woche an Hilfsgüterabwürfen beteiligen. Die Bundeswehr stelle dafür zwei Flugzeuge bereit. Sie könnten pro Einsatz je 18 Tonnen Hilfsgüter abwerfen.
Schleppende humanitäre Hilfe
Unterdessen hat Israel erstmals seit Beginn des Gazakriegs am 7. Oktober humanitäre Hilfslieferungen über einen Grenzübergang im Norden des Gazastreifens zugelassen. Die israelische Armee sprach am Mittwoch von einem Pilotprojekt. Dabei passierten zunächst sechs Lastwagen die Grenze.
Die schleppende humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen steht in der Kritik. Nach Angaben des Welternährungsprogramms bräuchte es täglich 300 Lastwagenlieferungen, um die rund 2,2 Millionen Palästinenser mit dem Nötigsten zu versorgen. Tatsächlich erreichen gegenwärtig etwa 100 Lastwagen das Gebiet.