Caritas Jugendbüro freut sich über 25-jähriges Bestehen

"Das Analoge ist das Erfolgsrezept Nummer eins"

Welcher Beruf ist für mich der richtige? Wie finde ich eine Stelle? Auf solche Fragen gibt das Caritas Jugendbüro für Arbeit und Beruf seit 25 Jahren Antworten. Arno Moormann hat die Einrichtung mit aufgebaut.

Jugendliche reden mit einem Sozialarbeiter / © Photographee.eu (shutterstock)
Jugendliche reden mit einem Sozialarbeiter / © Photographee.eu ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Warum wurde die Einrichtung in den 1990er Jahren ein Thema? 

Arno Moormann (Leiter des Caritas Jugendbüros für Arbeit und Beruf in Köln): 1999 war die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ziemlich hoch. Damals regierte Kanzler Schröder. Er hat ein Sofortprogramm ins Leben gerufen. Auf dieser Basis wurden in Köln Jugendbüros gegründet. Wir waren das dritte, von der Pfarrgemeinde initiiert, damals im Bickendorf. So sind wir gestartet.

DOMRADIO.DE: Welche Jugendlichen kommen heute zu Beratungen?

Moormann: Die Bandbreite hat sich eigentlich nicht verändert, wobei der Migrationsanteil sich verändert hat. Klar, aufgrund der Zuwanderung. Man muss sagen, wir bedienen oder coachen junge Leute von Abgang Klasse acht, also ohne Schulabschluss, bis hin zu jungen Leuten mit Studienabschlüssen, die ihren Weg in Arbeit und Beruf nicht finden.

DOMRADIO.DE: Wie coachen Sie die? 

Arno Moormann

"Wir setzen uns zusammen, haben viel Geduld, laden auch immer wieder ein, wenn Abbrüche drohen."

Moormann: Das ist sehr unterschiedlich. Das kommt darauf an, wo sie stehen. Es gibt Leute, die brauchen nur einen Draufblick auf ihre Bewerbungsunterlagen. Es gibt aber auch Jugendliche, die völlig am Anfang stehen, die keinen Plan haben, die schon viele Dinge abgebrochen haben. Wir setzen uns zusammen, haben viel Geduld, laden auch immer wieder ein, wenn Abbrüche drohen. Das ist unser Erfolgsrezept seit 25 Jahren. 

DOMRADIO.DE: Das sind Einzelgespräche?

Moormann: Das sind in der Regel Einzelgespräche. Gruppensettings haben wir auch, aber das wird sehr individuell gestaltet.

DOMRADIO.DE: In den vergangenen 25 Jahren gab es natürlich große Veränderungen. Die Jugendbüros haben sich inzwischen auf vier Stadtteile verbreitet und gleichzeitig hat sich für die Jugendlichen die Informationsbeschaffung verändert. Junge Leute nutzen heutzutage Tiktok, um sich zu informieren. Ich vermute aber, das hilft nicht, eine Berufsperspektive zu finden. Oder wie sehen Sie das? 

Moormann: Genau! Das ist eher eine Überforderung. Denn sie werden überflutet mit Informationen. Alles sieht sehr leicht aus und der Zugang zum Arbeitsmarkt sieht digital auch erst mal sehr leicht aus. Aber letztendlich kommt es später wieder auf das Analoge an und wir bieten beides an. Aber wir merken schon, dass das Analoge das Erfolgsrezept Nummer eins ist. 

DOMRADIO.DE: Was vermitteln Sie zum Beispiel für Berufe?

Moormann: Wir haben die komplette Bandbreite. Das fängt an beim FSJ, also dem Freiwilligendienst, aber auch Praktika, Ausbildungen, einjährige, zweijährige bis hin zu dreieinhalbjährige. 

DOMRADIO.DE: Gibt es auch mal eine Festanstellung, die dabei rausspringt? 

Arno Moormann

"Das spornt uns an und das ist für uns die größte Belohnung, die wir kriegen können, wenn wir sehen, dass junge Menschen in Arbeit und Ausbildung kommen".

Moormann: Ja, zum Glück. Das treibt uns an, das spornt uns an und das ist für uns die größte Belohnung, die wir kriegen können, wenn wir sehen, dass junge Menschen in Arbeit und Ausbildung kommen. 

DOMRADIO.DE: Erfahren Sie davon?

Moormann: Ja, von vielen schon. Von einigen nicht. Ich vergleiche das immer mit einem Arztbesuch. Sie rufen auch nicht beim Arzt an und sagen, ich bin wieder gesund. Bei Jugendlichen ist das genauso. 

DOMRADIO.DE: Sie sind mit den Betrieben in Austausch. Gibt es da auch mal Rückmeldungen wie, wen habt ihr uns denn da vermittelt? 

Arno Moormann

" Wenn ich auf 25 Jahre zurückblicke, war es am Anfang so, dass wir bei dem einen oder anderen fast betteln mussten. Heutzutage kommen Betriebe auf uns zu."

Moormann: Klar! Man muss mit Betrieben in Austausch sein. Die sind mittlerweile viel offener geworden, muss man sagen. Wenn ich auf 25 Jahre zurückblicke, war es am Anfang so, dass wir bei dem einen oder anderen fast betteln mussten. Heutzutage kommen Betriebe auf uns zu. Wir stehen im Austausch und es ist den Betrieben auch mittlerweile klar, dass einige darunter sind, die es schwer haben und die sich schwer tun werden in der Ausbildung. Aber die Offenheit bei den Betrieben ist ein Teil des Erfolgsrezepts.
 

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

 

Quelle:
DR